Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Montag, 30. Juni 2014

Soziotainment statt Soziologie!Die systematische Organisation der Verantwortungslosigkeit!

Mein Kommentar zu einem Kommentar von Prof. Albrecht (www.soziologie.de/blog)

Soziologie ist offensichtlich zu einem Teil der Unterhaltungsindustrie mutiert.

Soziotainment liegt voll im Trend der Zeit.

Die naive Vorstellung von WISSENSCHAFTLICHER Soziologie ist durch die Erfahrungen mit den Schwierigkeiten der Psychologie und der Ökonomie überholt, wie Herr Prof. Albrecht meint. Die Soziologie kommt nicht zu dem Schluss, dass deren Probleme z.T. durch die nicht vorhandene wissenschaftliche Soziologie entstanden sind. Nein, die universitäre Soziologie ist viel schlauer, sie macht die Verantwortungslosigkeit und das Soziotainment zum neuen Paradigma.

Damit vermeidet sie die peinlichen Prognose-und Grundlagenfragestellungen anderer Sozialwissenschaften. Sie qualifiziert einfach Prognosen und Kausalitätsvorstellungen als naiven Realismus, genial.

Sie erklärt das Gründungsthema der Soziologie, nämlich die Erklärung sozialer Strukturen und ihrer Wirkungen, für überholt und setzt auf Soziotainment. Der naive Realist, der Strukturen als unabhängig von individuellen und intersubjektiven Konstruktionen begreift, wird ersetzt durch den „realistischen“ Intersubjektivisten, der die „nicht vorhandenen Strukturen“ konstruktivistisch dekonstruiert.
Das nächste Stadium der Soziotainments wird wahrscheinlich die „Wir wünschen uns was, liebe Fee!“-Ideologie sein. Die Verantwortungslosigkeit wird systematisch perfektioniert. Wenn es bei dieser Fee nicht klappt, wird der nächste systemische Versuch bei einer anderen Fee gestartet, bis der Wunsch erfüllt wird oder halt nicht. Die Gesellschaft entwickelt sich von einer narzisstischen Gesellschaft zu einer schizophrenen Gesellschaft mit einem wahnhaften Zugang zur Realität.

Dass der Konstruktivismus gleichzeitig als Absurdität begriffen wird, erhöht den Jahrmarktcharakter des Soziotainments. Prinzipiell ist der Konstruktivismus absurd, aber konkret sehr unterhaltsam. Für jeden ist etwas dabei, die staatlich subventionierte Ideologie-Show überzeugt fast jeden.

Dasgleiche gilt für Kausalitätsvorstellungen. Als soziologisch sinnlos betrachtet, werden sie durch „realistische“ , sinnvolle Korrelationen ersetzt. Prinzipiell, allerdings in konkreten Einzelfällen werden dann mit Ursache -Wirkungs-Vermutungen operiert, kein Problem. Herr Prof. Albrecht, Sie nennen das dann „Plausibilität“. Wissenschaftstheorie war gestern.
Oder Wissenschaftstheorie wird situativ „begriffen“, der Patch-Work-Zeitgeist lässt grüßen.
Die Wissenschaftstheorie für die Theorie des Waldspaziergangs hat Hochkonjunktur. Verantwortungslosigkeit für größere Zusammenhänge ist die zwangsläufige Folge, Gesinnung ist angesagt und nur ja keine Eindeutigkeit, um Himmels Willen. Dafür könnte man ja im Falle einer Fehl-Eindeutigkeit zur Verantwortung gezogen werden.

Wer profitiert von dieser Soziotainment-Entwicklung und dem naiven Intersubjektivismus, könnte man in altertümlicher soziologischer und kriminologischer Manier fragen?

Ganz einfach:

  1. die Lehrbeamten an den Universitäten, die sich literarisch voll entwickeln können, bei guter Bezahlung und Absicherung, risiko-und haftungslos. Ob sie am freien Markt von ihren wichtigen Textproduktionen leben könnten, ist fraglich.
Fast so gut, karrieretechnisch gesehen, wie die EU-Bürokraten in Brüssel, die strukturell hervorragend versorgt sind, wenn es um das Verhältnis von Bezahlung, Absicherung und haftungsloser Verantwortung geht.

  1. Die demokratische Mittelmaß-Elite. Wenn es keine erkennbare Kausalität in sozialen Systemen gibt, ist sie hervorragend geschützt, vor allen Dingen, wenn etwas schief geht oder sogar Katastrophen passieren. Die Komplexitäts-Ideologie, die die soziologische Systemtheorie gleich mitgeliefert hat, ist dabei sehr hilfreich. Wer will leugnen, dass die Realität komplexer geworden ist. Wer die Frage nach dem „Warum“ stellt, ist ein naiver, hinterwäldlerischer Realist. Von Zukunftsgestaltung und strategischer Planung zu reden, überlässt man den Insassen geschlossener Anstalten.

Wer zahlt für diese Entwicklung?

Auch ganz einfach!
Wie immer diejenigen, die von den „nicht vorhandenen Strukturen“ abhängig sind und beim „Wir wünschen uns was, liebe Fee!“ auf der Strecke bleiben und leer ausgehen.

Also, um es noch einmal eindeutig? mit Ihren Worten, Herr Prof. Albrecht, auf den Punkt zu bringen (lassen wir mal den immanenten Widerspruch beiseite):
„Es gibt keine sozialen Strukturen da draußen in der Welt, die wir entdecken könnten …. Strukturen sind begriffliche Erkenntnismittel, die an intersubjektiv geteilten Wahrnehmungen plausibilisiert werden.“

Klar, oder?

Was passiert aber z.B., wenn wie in den Asch-Experimenten 90% der intersubjektiven Wahrnehmung Propaganda darstellt? Und in der Gesellschaft ist das noch blöder, die Länge des Strichs kann man nicht nachmessen. Sind das dann objektive Strukturen oder begriffliche Erkenntnismittel, die durch die Propaganda entstehen oder wie oder was????????????
Und die Medien sind begriffliche Erkenntnismittel, die an intersubjektiv geteilten Wahrnehmungen plausibilisiert werden oder wie oder was??????????
Und Werbung? Ist das ein begriffliches Erkenntnismittel, das an intersubjektiv geteilten Wahrnehmungen plausibilisiert wird oder wie oder was????
Oder die Verfassung usw.usw.usw.?

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