Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Dienstag, 21. November 2017

Armin Nassehi operiert konstruktivistisch!





Na und!?
Besonnen und optimistisch bleiben, sagt der wortgewaltige und medial erfolgreichste Soziologe und Komplexitätsideologe Armin Nassehi!

Niemand will die Kosten für die Sicherheitsvorkehrungen übernehmen.
BERLINER-KURIER.DE

Irgendwas tut Ihnen weh. Kann ich analgetisch helfen?

Gerhard Schwartz Ja, sehr weh, stimmt! Selbstverständlich können Sie mir helfen! Putzen Sie Ihre emotional-ideologische, sozialkonstruktivistische Brille und riskieren einen sozialrealistischen Blick auf die Gesellschaft trotz der faszinierenden, sozialphilosophischen Begriffsakrobatik meines Lehrers Luhmann. Helfen Sie der Soziologie dabei, endlich zu einer Wissenschaft zu werden.

Armin Nassehi · 7 Gemeinsame Freunde
Gerhard Schwartz ich fürchte, der Schmerz hat andere Ursachen, wenn Sie bei einem Artikel zu irgendeinem beliebigen Thema unvermittelt auf mich kommen. Das würde ich tatsächlich niemandem wünschen. Aber die Konstellation legt nahe, dass die Sache nur auf Ihrer Seite therapierbar ist. Therapiebereitschaft und Leidensdruck korrelieren meistens. Insofern besteht realistische (sic!) Hoffnung. Mit ehrlichen Genesungswünschen, AN

Gerhard Schwartz Postmodern-relativistisch ist es natürlich wahrscheinlich, Armin Nassehi, dass Ihr Sozialkonstruktivismus Sie auch zu exzellenten, psychotherapeutisch fundierten Ferndiagnosen befähigt. Als Gestalttherapeut finde ich das faszinierend. Ihre hilflose, hier wiederholte Ablenkung vom Thema "Konstruktivismus/Realismus" bestätigt außerdem die interaktionistisch-psychologisierende Sackgasse der Hochschul-Soziologie. Das Migrantenproblem, den Islam/Islamismus in Deutschland als "irgendein beliebiges Thema" zu qualifizieren, ist eine Ihrer sozialkonstruktivistischen Höchstleistungen, die konsequent die sozialrealistische Annäherung an objektive Wahrheiten vermeiden. Meine Ferndiagnose, wenn ich mich auf Ihr Kompetenzniveau herablasse, geht in dieser Hinsicht eher in Richtung "Wahnvorstellung", der der subjektive Leidensdruck fehlt.


Gerhard Schwartz Danke! Sophistischer Unfug ist hervorragend geeignet, Schreibstil und Rhetorik zu üben, die mich in meinem ersten Leben nicht interessiert haben, aber jetzt eine gewisse Relevanz bekommen. Ansonsten wären diese Machtspielchen natürlich reine Zeitverschwendung für Menschen, denen es um die Annäherung an objektive Wirklichkeiten und Wahrheiten geht.
Lars Steinmann Ja, denken Sie denn, dass die akademische Soziologie noch irgend etwas Relevantes zustandebringt? Ich bin da skeptisch. "Das Klappern der Mühle höre ich wohl, allein ich sehe das Mehl nicht."
Gerhard Schwartz Nein, auf keinen Fall, die akademische Soziologie hat sich emotional-ideologisch so verbarrikadiert, wunderbar verankert im Zeitgeist des postmodernen Relativismus, dass eine Reform von innen nahezu unmöglich ist. Wer sich in das System hineinbegibt, muss mitspielen, sonst hat er keine Aufstiegs- oder mittlerweile so gar Verweilchancen. Allerdings schließt das einen langfristigen rationalen Optimismus (Matt Ridley), den ich teile, nicht aus. Es gibt eine ideale Struktur der Wissenschaft im Sinne Platos und/oder Kurt Gödel's, die durch die evolutionäre Erkenntnistheorie gedeckt wird: „Die Wissenschaft (an sich, G.Sch.) ist von jedem Kulturrelativismus ausgenommen.
...
Denn während es in der belebten Natur nicht nur möglich, sondern üblich ist, daß die verschiedenen Arten von Lebewesen im selben Lebensraum nebeneinander existieren können (was allerdings beim Menschen aufgrund des Macht-Mechanismus auf Dauer ohne Hierarchie nicht der Fall ist, G.Sch.), ist das Nebeneinander zweier einander sich widersprechender Theorien, die sich auf denselben Gegenstand beziehen, zumindest auf Dauer unmöglich. Früher oder später wird die eine von ihnen untergehen oder es gehen beide zugrunde und werden von einer dritten neuen Theorie ersetzt.“ (Oeser 1988: 19)
Lars Steinmann Schon der mittlere und spätere Luhmann hat ja was Leeres und Esoterisches, den Charakter von Glasperlenspielerei. Kann mich noch an Helmuth Willke erinnern, der auf Biegen und Brechen eine "Anwendung" des Ganzen suchte - macht der glaube ich immer noch. Aber die epigonischen Zwerge nach Luhmann sind nun m.E. kaum noch interessant.
Gerhard Schwartz Manchmal reift eine Theorie eben nicht, sondern verfault, bevor sie "essbar" ist. 1983 war ich in Bielefeld fasziniert von Niklas Luhmann (im Verhältnis zu marxistischen und individualistischen, ideologischen Einseitigkeiten), heute bin ich entsetzt über die komplexitätsideologische, rhetorisch aufgeblasene Beliebigkeit der soziologischen Systemtheorie!
Lars Steinmann Das geht mir ganz genau so. Ich persönlich finde sogar Marx oder andere founding fathers sogar anregender und frischer heutzutage.
Gerhard Schwartz Émile Durkheim (bedingt auch Auguste Comte) ist für mich z.B. in dieser Hinsicht entscheidend und wissenschaftsfähiger als die meisten modernen Soziologen mit ihren Viertelwahrheiten ohne die rationale Intuition für die Gestalt des Ganzen und sogar Marx, allerdings als Soziologe ("Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein."), hat einen fundamentalen Beitrag geleistet.