Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Donnerstag, 21. Dezember 2017

Luhmann und die kritische Soziologie!


In der Kritik der Kritischen Theorie hat Luhmann noch sozialrealistische Intuitionen, wenn er auf die Differenz von „ideal“ und „real“ Bezug nimmt und das naive Soll-Ideal der Kritischen Theorie ontologisch mit der strukturellen Realität hinter den Phänomenen der Wirklichkeit vergleicht.
Später bügelt er in seiner Systemtheorie diese hierarchisch-ontologische Differenz sozialkonstruktivistisch-postmodern eindimensional glatt.

Die fundamentale Schwäche seines gewaltigen sozialkonstruktivistischen Theorie-Spiels ist die fehlende solide ontologisch/epistemologische und kausaltheoretische Basis, die auch seine hochbegabten Begriffsverrenkungen zum operativen Konstruktivismus und zum Funktionalismus nicht ersetzen können!

Aber seine Kritik an der Kritischen Theorie ist berechtigt:

„Ihrem Wissenschaftskonzept zufolge bezieht sich die Soziologie auf die soziale REALITÄT (Hervorhebung G.Sch.), wie sie faktisch vorhanden ist. Normative Fragen müssen dann aus dieser Realität heraus entwickelt, also nicht als Idealvorstellungen der Soziologie von außen an die Gesellschaft herangetragen werden. Das hat dazu geführt, die am Anfang des 19. Jahrhunderts noch übliche Konfrontierung von Ideal und Realität zu ersetzen durch die Doppelfrage: „Was ist der Fall?“ und „Was steckt dahinter?“ Nur für die >Aufhebung< dieser Differenz spielen Idealkonstruktionen (etwa: Emanzipation; oder: ein normativer Begriff von Rationalität) noch eine Rolle. Auf dieser Linie hat sich von Marx bis Habermas eine >kritische< Soziologie entwickelt, die Methodologie dadurch ersetzt, dass sie die Auffassungen ihrer (von ihr aus gesehenen Gegner) an ihren kritischen Ambitionen mißt. Dann steht aber das Urteil schon vor der Untersuchung fest.“ (Luhmann 2015: 36)