Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Sonntag, 19. Juli 2020

Kant, der hochbegabte Verwirrer!

Kant, auf den Punkt gebracht!

Dieses gut lesbare Buch von Manfred Geier, das den Zusammenhang von Entdeckung und Begründung von Kants Programm der Kritik zum Thema hat, lässt den GEIST Kants erahnen, jenseits der üblichen papageienhaften Zitatsammlungen und/oder emotional- ideologischen, liberalistischen Verkürzungen. 

Bis heute streiten sich die Epigonen von Kant und die Philologen über die richtige Interpretation seines Philosophierens!

Das ist kein Zufall, sondern in seinen Denk-Verrenkungen angelegt!

Seine berechtigte, rationale, die subjektive Konstruktion betonende Kritik des naiven Realismus hat zum geisteskranken, subjektivistischen Konstruktivismus geführt.

Sein Aufklärungs-Moralismus hat die Suche nach der objektiven, sozialen Realität AN SICH philosophisch und wissenschaftlich ersetzt und entsorgt.

Schon J.G. Hamann, ein lebenslanger, enger Freund Kants, hat die fundamentalen Schwächen Kants am Beispiel der Aufklärungsschrift und seiner Moralphilosophie benannt, die 200 Jahre später die katastrophalen Folgen (Konstruktivismus/Postmoderne) seines Erfolgs erklären.

1.) "Für Hamann liegt das „proton pseudos“, also der erste irrtum Kants, aus dem sich alle weiteren Verkehrtheiten ergeben, „in dem vermaledeyten adiecto oder Beywort selbstverschuldet.“
...
Hamann wendet seine Aufmerksamkeit den Vormündern zu, die über die Macht verfügen, Unmündige zu leiten. Er greift die Mächtigen an, statt die Ohnmächtigen für schuldig zu erklären.“ (Geier 2003: 208/209)

2.) "Wenn die Unmündigen ihm (Kant, G.Sch.) folgen, bleiben sie fremdbestimmt unter seiner Leitung; wenn sie ihm nicht folgen, bleiben sie selbstverschuldet unmündig.
...
Warum soll man dem Appell dieses Räsoneurs und spekulativen Kopfs folgen,, der >hinter dem Ofen und in der Schlafmütze< sein Gelehrtendasein verbringt? Dieser gelehrte Vormund ist doch nur ein >Maulaffe des ganzen Schauspiels<, der aus der Distanz sein Urteil spricht.“ (Geier 2003: 209/210)

3.) Öffentlicher Vernunftgebrauch! „Wahre Aufklärung muss in die realen Machtverhältnisse der Lebenswelt eingreifen, die Kant als bloß >privat< aus der gewünschten öffentlichen Freiheitssphäre aus gegrenzt hat. >Was hilft mir das Feyerkleid der Freyheit, wenn ich daheim im Sklavenkittel sitze.“ (Geier 2003: 210)

4.) „Als aufgeklärter Vormund ist Kant der eigentliche >>Mann des Todes<<.
...
Wie Nathan den königlichen Herrscher als >Mann des Todes< identifizierte und durch sein eigenes Urteil treffen ließ, so hat Hamann den philosophischen Vormund Kant als den eigentlich Schuldigen festgestellt.“ (Geier 2003: 211)

5.) „Statt der reinen Vernunft ist hier von einem anderen Hirngespinst und Idol die Rede, dem guten Willen. Daß K. einer unserer scharfsinnigsten Köpfe ist, muß ihm auch sein Feind einräumen, aber leider! ist dieser Scharfsinn sein böser Dämon.“ (Geier 2003: 232)