Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Mittwoch, 8. Januar 2020

Habermas und seine Gesellschaftstheorie!

Guten Tag, Herr Schwartz,
ich habe in der Literatur folgende Aussage gefunden. Was halten Sie davon? 

„Ohne Gesellschaftstheorie", äußerte Habermas Anfang der 90er Jahre, "scheint die Soziologie ihre eigene Identität nicht stabilisieren zu können“. Aufgabe der Soziologie sei es, das theoretische Fundament für die Einheit von Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft zu liefern und so die Leistungsfähigkeit der Soziologie unter Beweis zu stellen.
Diese Schlussfolgerung setzt einen intellektuellen Spagat voraus, der das berechtigte Ansinnen, die Soziologie auf ein entwicklungsfähiges Fundament zu stellen, ad absurdum führt. Das Projekt einer Gesellschaftstheorie aus der beobachtenden und deskriptiven Soziologie heraus würde nämlich eine teleologische Auffassung von Gesellschaft implizieren, die ohne wert- und ideologiefreies Menschenbild nicht erklärbar wäre und schon deshalb jedem wissenschaftlichen Anspruch Hohn spräche.


Meine Antwort: „Soziologie hat keine Identität! Da gibt es nichts zu stabilisieren. Abriss und Neubau sind angesagt!
Habermas und die "Kritische Theorie" bieten den perfekten Hintergrund für die KARIKATUR einer wissenschaftlich-realistischen Soziologie.

Die Begriffe "Theorie", "sozial", "ideal", "normal" usw. sind mittlerweile so moralistisch-normativ und konstruktivistisch deformiert worden, dass sie nichts mehr mit dem griechischen Ursprung einer Erfassung der REALITÄT zu tun haben und eine rationale Verständigung mit ihrer Hilfe kaum mehr möglich ist..

Das betrifft auch die "GesellschaftsTHEORIE" des weltberühmten, nicht zu Ende gedachten, wahrscheinlich nicht einmal verstandenen Habermas.

Eine wissenschaftlich-REALISTISCHE Theorie der Gesellschaft erforscht und ERKLÄRT, wie soziale und gesellschaftliche Prozesse ablaufen und soziale und gesellschaftliche Strukturen entstehen und wirken. Die entdeckten sozialen Naturgesetze können DANN, politisch determiniert, zur Versklavung oder Befreiung der Menschen eingesetzt werden (was übrigens schon außerhalb der Soziologie im Rahmen von Werbung und Propaganda mit großem Erfolg praktisch GEMACHT wird). 

Eine Gesellschaftstheorie im Sinne der Kritischen Theorie braucht keine Wissenschaft in diesem Sinn, weil sie, voluntaristisch und moralistisch determiniert, soziale Naturgesetze als nichtexistent bestreitet. 


Aber zur Sache!

Das ist Wissenschaft:

„For most of the history of our species, we had almost no success in creating such knowledge. Where does it come from? Empiricism said that we derive it from sensory experience. This is false. The real source of our theories is conjecture, and the real source of our knowledge is conjecture alternating with criticism. We create theories by rearranging, combining, altering and adding to existent ideas with the intention of improving upon them. The role of experiment and observation is to chose between existing theories, not to be source of new ones. We interpret experiences through explanatory theories, but true explanations are not obvious. Fallabilism entails not looking to authorities but instead acknowledging that we may always be mistaken, and trying to correct errors. We do so by seeking good explanations- explanations that are hard to vary in the sense that changing the details would ruin the explanation. This, not experimental testing, was the decisive factor in the scientific revolution, and also in the unique, rapid, sustained progress in other fields that have participated in the Enlightenment.“ (Deutsch 2011: 32)
Wissenschaft setzt immer Realismus und Determinismus voraus!
Die voluntaristisch determinierten Geisteswissenschaften ("freier Wille") katapultieren sich aus der Natur heraus und glauben, wie Pippi Lngstrumpf, an eine fundamentale Differenz zu den Naturwissenschaften.
Falsch! Es gibt nur eine graduelle Differenz auf einem zusätzlichen Emergenz-Niveau!
"Der" Mensch kann über seine Ausnahme-Exemplare Naturgesetze entdecken (Plato) und sie anwenden. Andere Affen schreiben keine Bibel, vergasen kein jüdischen Kinder oder bauen Atombomben und werfen sie ab.
Eine Wissenschaft erforscht das, was IST. Wenn sie ethisch/moralisch kastriert wird, bevor sie Gesetze entdeckt, ist sie keine Wissenschaft mehr!
Einen Theoretiker kann ich grundlegend begreifen über seine expliziten oder impliziten Axiome.
Aber Vorsicht!! Auch ein Geisteskranker in einer geschlossenen Abteilung produziert Wahrheitskrümel. Sie als Indikator für seinen Geisteszustand zu verwerten, ist selber ein Indikator für Geisteskrankheit.
So ist es auch bei der Kommunikationstheorie von Habermas.
Sie ist eine an Kant's voluntaristischen Irrsinn anknüpfende, interaktionistische Theorie der Lebenswelt und der sozialen destrukturierten, deontologisierten Systeme (https://bds-soz.de/BDS/PDF/Soziologieheute/2019/SOZIOLOGIEHEUTE_OKTOBERausgabe2019_Schwartz.pdf). Sein Interaktionismus ist nur ein künstlich verlängerter Subjektivismus mit einer absurden Konsens-Wahrheitstheorie, die jeder sozialen Erfahrung widerspricht.
Sein Rationalismus ist irrational, weil er die a-rationale Basis jeder Rationalität nicht begreift (das Unbewusste)! Seine legalistische Reduktion von Rationalität z.B. geht am Thema der wissenschaftlich-realistischen Soziologie vorbei. Er geht von einem obkjektiv falschen Menschenbild aus: https://soziologiedesunbewussten.blogspot.com/2016/09/der-mensch-ein-rationales_22.html
Kurt Gödel, der größte Logiker nach Aristoteles und Gesprächspartner von Albert Einstein in Princeton, hat mit seinen "Unvollstädigkeitstheoremen" den unaufhebbaren Unterschied zwischen Wahrheit und formalem Beweis mathematisch-logisch BEWIESEN.
Habermas' moralistische, wort- und buchgewaltigen Kurzschlüsse verdecken die bodenlos-intellektualistischen und unrealistischen Axiome seiner Theorie.
Ein intelligenter Wurm wird größenwahnsinnig!
Kernsatz meines Ansatzes:
" Aus der Lebenswelt und den Interaktionen der Menschen entstehen STRUKTUREN (emotional-ideologische, technologische, mediale und formale), die sich verselbstständigen und DANN die Lebenswelt und die Interaktionen (statistische Kausalität bezogen auf die Verhaltenverteilungen) determiniert.
Die Strukturen werden NICHT permanent durch die Lebenswelt und Interaktionen verändert, sondern nur durch Ausnahme-Individuen und evolutionär-langfristig und ihre Macht-Akkumulationen, Entdeckungen, Erfindungen usw.)" (Empirisch. https://soziologiedesunbewussten.blogspot.com/2019/09/kausale-inferenz.html)
Eine realistisch-wissenschaftliche Soziologie impliziert die Möglichkeit einer Gesellschaftstheorie und einer rationaleren, menschgerechteren Gestaltung der Gesellschaft auf der Basis der Anwendung der entdeckten sozialen Naturgesetze. 
Ihre Anwendung können von der perfekten Versklavung bis zur Befreiung von strukturellen Zwängen führen, vergleichbar mit der Anwendung physikalischer Gesetze für die Entwicklung einer Atombombe oder eines Flugzeugs.
Der antirealistische und antiwissenschaftliche Konstruktivismus und Voluntarismus blockieren den wissenschaftlichen, dringend notwendigen Fortschritt in den Human-Wissenschaften.
Eine kopernikanische Wende steht bevor, wenn der Mensch sich wieder als Teil der Natur begreift und mit den sozialen Naturgesetzen, denen er unterworfen ist, seine ihn selbst manipulierenden Strukturen gestaltet.“

Wikipedia:
„Für Habermas bilden kommunikative Interaktionen, in denen rationale Geltungsgründe erhoben und anerkannt werden, die Grundlage für die Handlungskoordinierung vergesellschafteter Individuen, deren Handlungsräume durch den Dualismus von System und Lebenswelt bestimmt werden.“

Diskursethik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ausgehend von seinen Überlegungen zur Universalpragmatik entwirft Habermas ab Beginn der 1980er Jahre im Dialog mit Karl-Otto Apel seine eigene Variante einer Diskursethik. Habermas stellt sie explizit in die Tradition der Kantischen Ethik, die er jedoch gleichzeitig mit kommunikationstheoretischen Mitteln neu formulieren und ihre metaphysischen Elemente „detranszendentalisieren“ will.[61] Er charakterisiert seine Diskursethik als eine „deontologischekognitivistischeformalistische und universalistische Ethik“.[62]
Kognitivistisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Moralische Normen haben im Verständnis von Habermas einen wahrheitsanalogen Charakter.[63] Die „Sollgeltung“ moralischer Normen lässt sich einerseits zwar mit rationalen Argumenten begründen; aufgrund des gegenüber dem Wahrheitsbegriff fehlenden Realitätsbezuges ist ihre Geltung aber nur wahrheitsanalog. Die Richtigkeit moralischer Urteile stellt sich dabei für Habermas zwar einerseits „auf demselben Wege heraus wie die Wahrheit deskriptiver Aussagen – durch Argumentation“. Auf der anderen Seite „fehlt moralischen Geltungsansprüchen der für Wahrheitsansprüche charakteristische Weltbezug“.[64]
Habermas unterscheidet moralische Richtigkeit von theoretischer Wahrheit. Eine Norm erhebt Anspruch auf Gültigkeit „auch unabhängig davon, ob sie verkündet und in dieser oder jener Weise in Anspruch genommen wird“.[65] Im Gegensatz dazu besteht ein Wahrheitsanspruch niemals unabhängig von der Behauptung, in der er formuliert wird.
Deontologisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Habermas unterscheidet mit Kant zwischen den Fragen des „guten Lebens“ und Fragen des moralischen Handelns. Seine Diskursethik stellt ausschließlich die Sollgeltung moralischer Gebote und Handlungsnormen als das erklärungsbedürftige Phänomen in den Mittelpunkt und schließt damit Fragen nach dem, was es bedeutet, ein gelungenes Leben zu führen, aus dem allein Gerechtigkeitsfragen thematisierenden Bereich der Moral aus. Trotz dieser Trennung ist Habermas allerdings nicht bereit, die ethischen Folgen einer Handlung bei der Beurteilung ihres moralischen Gehaltes gänzlich außer Acht zu lassen. Der Kategorische Imperativ dient nach Habermas’ Interpretation der Überprüfung existierender moralischer Normen auf Gültigkeit; er ist als ein „Rechtfertigungsprinzip“ zu verstehen, da nur verallgemeinerungsfähige Maximen berechtigterweise als gültige moralische Normen anerkannt werden können.
Habermas führt dabei eine eigenwillige Unterscheidung zwischen den Adjektiven „ethisch“ und „moralisch“ ein. Die ethischen Fragen bleiben „in den thematisierten lebensgeschichtlichen Kontext eingebettet“ und erheben keinen Anspruch auf universelle Gültigkeit. Es sind vielmehr Fragen nach dem eigenen Lebensentwurf vor dem Hintergrund der jeweiligen kulturellen Gemeinschaft. Dagegen erfordern „moralisch-praktische Diskurse […] den Bruch mit allen Selbstverständlichkeiten der eingewöhnten konkreten Sittlichkeit wie auch die Distanzierung von jenen Lebenskontexten, mit denen die eigene Identität unauflöslich verbunden ist“:[66]
„Wir machen von der praktischen Vernunft einen moralischen Gebrauch, wenn wir fragen, was gleichermaßen gut ist für jeden; einen ethischen Gebrauch, wenn wir fragen, was jeweils gut ist für mich oder für uns.“[67]
Habermas erklärt, dass man aufgrund dieser begrifflichen Differenzierung genau genommen nicht von „Diskursethik“, sondern von einer „Diskurstheorie der Moral“ sprechen müsste. Er hält aber aufgrund des eingebürgerten Sprachgebrauchs an dem Begriff „Diskursethik“ fest.[68]
Formalistisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Das formalistische Moment bezieht sich auf eine Abgrenzung gegenüber materialen Wertethiken, die versuchen, bestimmte Werte als erstrebenswert auszuzeichnen, was zum Problem der Legitimation einer wertenden Rangfolge bestimmter Güter führt. Die Diskursethik umgeht dieses Problem, indem sie auch hier an Kants Bestimmung des Kategorischen Imperativs anknüpft. Im Zentrum der Diskursethik steht das formale Prinzip des Universalisierungsgrundsatzes „U“, gemäß dem eine strittige Norm unter den Teilnehmern eines praktischen Diskurses nur dann Zustimmung finden kann, „wenn die Folgen und Nebenwirkungen, die sich aus einer allgemeinen Befolgung der strittigen Norm für die Befriedigung der Interessen eines jeden Einzelnen voraussichtlich ergeben, von allen zwanglos akzeptiert werden können“.[69]
Sinn und Zweck dieses Prinzips ist die Möglichkeit einer unparteilichen Urteilsfindung im Fall moralischer Konflikte ohne direkte Bezugnahme auf inhaltliche Fragen. Die Diskursethik versucht damit ein Prinzip an die Hand zu geben, das formal, das heißt unabhängig von inhaltlichen Vorgaben, die Möglichkeit eröffnet, darzustellen, welche Normen tatsächlich moralische Geltung beanspruchen können.
Universalistisch[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Habermas beschreibt schließlich die Diskursethik im Anschluss an Kant als eine universalistische Ethik, da die Geltung der von ihr über ein formales Prinzip ausgezeichneten Normen weder auf einen bestimmten Kulturkreis noch auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt ist:
„Universalistisch nennen wir schließlich eine Ethik, die behauptet, daß dieses (oder ein ähnliches) Moralprinzip nicht nur die Intuitionen einer bestimmten Kultur oder einer bestimmten Epoche ausdrückt, sondern allgemein gilt.“[70]

Dabei steht der Versuch im Mittelpunkt, eine Begründungskonzeption der Sollgeltung moralischer Normen zu entwickeln, die aufzeigen kann, „daß unser Moralprinzip nicht nur die Vorurteile des erwachsenen, weißen, männlichen, bürgerlich erzogenen Mitteleuropäers von heute widerspiegelt“, sondern aufgrund ihrer überzeugenden Kraft auch auf Kulturen bezogen werden kann, deren moralische Vorstellungen nicht durch die Geschichte der Aufklärung beeinflusst wurden. Habermas bezeichnet dies als den „schwierigsten Teil der Ethik“.[71]