Die zwangsläufigen und zwanghaften Irrwege des vernunft- und bodenlosen Verstandes!
„Fasziniert vom nicht fixierbaren blinden Fleck der eigenen Beobachtung hat Luhmann seine
Systemtheorie in den letzten Jahren mehr und mehr zu einer Theorie der
Entparadoxierung aus- und umgearbeitet, in der es weniger um die Beschreibung
und Rekonstruktion gesellschaftlicher Phänomene als um die Beschwörung einer
systemischen Venunft der Ablenkung von unaushaltbarer Selbstreferenz geht. Die
Philosophie scheint mir deshalb den angemessenen Zugang zu Luhmanns Theorie zu
gewähren. Mit meinen Beobachtungen zu Luhmanns Systemtheorie unternehme ich
eine philosophische Kritik der systemischen Vernunft in drei Teilen gemäß
dreier Ansatzpunkte: Der Kognitionsbiologie Maturanas, der Logik Spencer Browns
und der Dämonologie Luhmanns.“ (Schulz 2013, 4)
Das Konzept der Autopoiesis produziert sich selbst
widersprechend die systemische Unvernunft, führt zur katastrophalen Komplexitätsideologie
(s. meinen Artikel in „soziologie heute“) und blockiert die
wissenschaftlich-empirischen Möglichkeiten in der Soziologie.
„Ich werde allerdings im Laufe dieser Untersuchung zeigen,
dass Luhmanns Theorie – wie schon ihre Voraussetzung, die Maturanasche Lehre –
einzig in diesem Hegelschen Sinne wahr und durchaus bedeutsam ist.
Im Hinblick auf mögliche wissenschaftlich empirische Evidenz
ist sie falsch und auch bedeutungslos. Für einen Empiriker ist es sinnlos,
seine Welt der experimentellen Erfahrung als Konstruktion, Erfindung oder
Illusion auszugeben. Der womöglich mystische Sinn einer solchen Kennzeichnung
liegt nicht in seinem Untersuchungsbereich.“ (Schulte 2013: 53)
Luhmanns Mystik kann sehr wohl wie Hegels Spekulationen heuristisch
anregend sein für die Konstruktion einer empirisch- wissenschaftlichen Struktur-Theorie und entsprechender falsifizierbarer Hypothesen, allerdings
nur, wenn sie als WISSENSCHAFTLICHE Soziologie disqualifiziert wird.
Das Unbewusste ist der blinde Fleck Luhmanns und steuert seinen
bodenlosen Verstand in die Ausweglosigkeit seines solipsistischen, postmodernen,
vom Zeitgeist gezeugten Labyrinths. Der Systemtheoretiker Peter Fuchs entlarvt das Unbewusste als Schwachstelle der Luhmannschen Systemtheorie beim Vergleich mit der Psychoanalyse Freuds und Lacans. Beide Theorien haben einen universalistischen Anspruch, keine kann die andere einfach ersetzen. Ihr Kontakt geht in folgende Richtung:
„Es ist ohne Frage die Systemtheorie, die mit ihrer Beobachtungsdifferentialität den Kontakt ausarbeitet, aber dieser Vorteil wird auf satte Weise ausgeglichen dadurch, daß sie es damit ist, die sich der Gefahr aussetzt, als zu schwach beobachtet zu werden.“ (Fuchs 1998: 237)
Der Meister der Selbstrefentialität, Kurt Gödel, auf den
sich Luhmann absurd- konstruktivistisch bezieht, ist ein platonischer Realist,
genau das Gegenteil eines konstruktivistischen Anti-Realisten.