Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Sonntag, 25. Februar 2018

DGS 1910 - 2010: Soziologie degeneriert zur Anti-Wissenschaft!

Die vielbeschworene multiparadigmatische Struktur der Soziologie verkörpert in Wirklichkeit eine dogmatische Pluralismus-Ideologie, die nicht mehr zwischen Entdeckungs- und Begründungszusammenhang unterscheidet.

Die relativistische Postmoderne in ihrer absurdesten Form!

SozialREALISTISCH fing die Soziologie an, um dann in den letzten Jahrzehnten mit der Postmoderne sozialKONSTRUKTIVISTISCH und relativistisch zu degenerieren.

Zuvor war sie durch die Gemeinschaftserfahrung mit der Volksgemeinschaft des Nationalsozialismus traumatisiert worden und konnte, so geschwächt, nicht wieder überzeugend an die hoffnungsvollen Anfänge anknüpfen.

Der methodologische Individualismus Weber’s ist fast ausnahmslos zu einem methodologischen Dogma der sich wissenschaftlich versuchenden Hochschul-Soziologie geworden.
Er kann die sozialen Strukturen und ihre Wirkungen, die VOR den Interaktionen existieren und sie verursachen, trotz intellektualistischer Verrenkungen selbstverständlich nicht ERKLÄREN.

Ferdinand Tönnies zur Eröffnung des ersten Soziologentags der DGS 1910:

„Wir wollen also als Soziologen uns nur beschäftigen mit dem, was ist, und nicht mit dem was nachirgendwelcher Ansicht, aus irgendwelchen Gründen, sein soll. Unser nächstes OBJEKT ist die gegenwärtige WIRKLICHKEIT des sozialen Lebens in ihrer unausmeßbaren Mannigfaltigkeit; von ihr aus führt der Blick notwendig zurück in die Vergangenheit, bis zu den Anfängen und Keimen der noch bestehenden wie der untergegangenen Institutionen und Ideenwelten; tastet der Blick voraus in die Zukunft, aber nicht um sie zu gestalten, um ihr etwas vorzuschreiben, sondern lediglich als Prognose, um die wahrscheinliche fernere Entwicklung bestehender Zustände , Ordnungen, Anschauungen, nach Möglichkeit vorauszubestimmen, wobei dann die etwa vorauszusehende Rückwirkung solcher ERKENNTNIS auf die Handlungen der Menschen, auch auf unsere eigenen Handlungen, einer der mitwirkenden Faktoren ist, der in die Rechnung einzusetzen ist und die PROGNOSE selber modifizieren kann.“  (Rammstedt (Hg.) 1988: 281)


Hier ging es noch um die Forschung nach ERKLÄRUNGEN sozialer Prozesse auf der Basis sozialer Naturgesetze (wie soll ich sonst Prognosen erstellen können?)!

Genau das ist das Ziel der von mir skizzierten sozialrealistisch-wissenschaftlichen Soziologie des Unbewussten, deren fundamentale, theoretische Kategorie „ Macht-Kommunikation“ heißt (http://bds-soz.de/BDS/PDF/Soziologieheute/2017/4-2017/SOZIOLOGIEHEUTE_August2017_Schwartz.pdf).

Die Gestaltung der Strukturen einer Gesellschaft ist eine Frage der politischen ANWENDUNG der wissenschaftlich erforschten sozialen Naturgesetze auf der Basis praktisch realisierter Macht.

Peter Ostmann kommt in Anlehnung an Kaube (FAZ vom 22.10.2010) zum Schluss:

„Es kann vor diesem Hintergrund (Fragen der ‚Substanzialität beiseite zu lassen), dass Kaubes Bericht zum Jubiläumskongress 2010 ohne sichtbare Wirkungen an der Soziologie vorbeigegangen ist. Und hätte Tönnies hier die Gründungsrede des Jahres 1910 wiederholen …. können, so hätte er vermutlich ein zustimmendes Kopfnicken einiger der Anwesenden geerntet, doch nur auf deren Weg zurück ‚an die Arbeit‘, zur nächsten Sitzung, zur nächsten Kooperationsanbahnung, zum nächsten Medientermin. Deren Notwendigkeit im Dienste der Fortschreibung der Erfolgsgeschichte der Institutionalisierung der Soziologie steht nicht in Frage. Diese Erfolgsgeschichte ließe allerdings, so wie die Dinge liegen, nachweislich die SCHIERE BEDEUTUNGSLOSIGKEIT DER FRAGE NACH DEN ERKENNTNISVORAUSSETZUNGEN DES FACHS (Herv. G.Sch.) angesichts seiner ‚multiparadigmatischen‘ Funktionalität, letztlich sogar dann ohne Weiteres sich fortschreiben, WENN KEINE SOZIOLOGIE MEHR EXISTIERTE (Herv. G.Sch.)- solange es nur weiter ‚Soziologie‘ gäbe. Ein Befund, DER VIELLEICHT EIN WENIG IRRITIEREND IST (Herv. G.Sch.).“ (Rammstedt Hg. 2015: 89)


Irritiert werden kann nur eine Disziplin, die sich nicht hinter geschlossenen emotional-ideologischen Mauern verbarrikadiert, lieber Peter Ostmann.

Eine dogmatische, disziplinlose Disziplin ohne Identität implodiert und/oder ihr unwissenschaftlicher multiparadigmatischer, relativistischer Unfug wird durch ein Paradigma, das diese Bezeichnung in einem wissenschaftlichen Rahmen verdient, abgelöst.

Eine revolutionäre Kernsanierung des Fachs ist notwendig, um an die vielversprechenden Anfänge der Soziologie wieder anzuknüpfen und die dringend notwendige strukturelle Verantwortung für soziale Prozesse in einer Gesellschaft auf der Basis wissenschaftlicher begriffener Naturgesetze zu ermöglichen. 


Eine Richtung, die in Anlehnung an die Grundgedanken und den Geist Durkheim's HEUTE möglich und sinnvoll wäre, deute ich in meiner Skizze einer sozialrealistischen Soziologie des Unbewussten an.