Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Montag, 12. Mai 2014

Werbung und strukturelle Gewalt!


Mit der Ideologie der "Freiheit" und des "rationalen, selbstbestimmten Menschen" werden weiterhin Milliarden verdient, z.B. in der milliardenschweren Werbung.

Ein Auszug aus meiner Arbeit zur "Soziologie des Unbewussten":

"Um das Unbewusste kümmern sich heutzutage keine Soziologen mehr, sondern Hirnforscher und Werbefachleute mit praktischen, messbaren Erfolgen und wissenschaftlich-empirischer Forschungsarbeit, z.B. im Bereich Neuromarketing.

Hier nennt man das Unbewusste 2008 ideologiefrei „das Implizite“ und titelt „Die Neuentdeckung des Unbewussten in der Hirnforschung“:

„Es hat nichts mehr mit Freuds ‚feucht-fröhlicher Dunkelkammer' zu tun. Deshalb sprechen die Forscher lieber von ‚impliziten‘ Vorgängen. Lange Jahre war das Unbewusste tabu, es galt geradezu als unwissenschaftlich, sich dazu zu äußern. Heute aber wissen wir, dass das Bewusstsein eher den Ausnahmezustand beschreibt. Die Hirnforschung hat seit einigen Jahren das „Unbewusste“ bzw. „Implizite“ wieder salonfähig gemacht. … Es geht also nicht mehr nur um die Emotionen und Triebe, sondern auch um Gedächtnis, Lernen, Wahrnehmung und Entscheidungen – also kognitive Vorgänge, zu denen wir aber auch keinen bewussten Zugang haben.“ (Scheier/Held 2008: 59)

Aus dem Buch „Wie Werbung wirkt. Erkenntnisse des Neuromarketing“ von Scheier/Held einige Kernsätze zur Illustration:

„Kunden können häufig keine Auskunft über die wahren Gründe ihres Kaufverhaltens geben, weil viele Signale unbewusst wirken.“ (16)

„Die Trennung von Emotion und Ratio ist aus Sicht der Anatomie und Funktionsweise des Gehirns wenig sinnvoll. Es gibt keine rein rationalen Vorgänge im Gehirn.“ (26)

„Das Gehirn ist fundamental sozial, für keine andere Funktion gibt es so viele Spezialisten im Gehirn wie für den sozialen Austausch.“ (29)

„Man kommuniziert immer mehr als das explizit Gesagte-durch die subtilen, nonverbalen Codes.“ (36)

„Fast 100 Prozent der Daten, die das Gehirn aufnimmt, bleiben unbewusst.“ (48)

„Bei Diskrepanzen gewinnt das Implizite, weil dafür mehr Ressourcen im Gehirn zur Verfügung stehen.“ (50)

„Subtile, implizite Codes steuern das Verhalten, nicht die reflektierten Kosten-Nutzen-Abwägungen.“ (54)

„Das neue Unbewusste sind die impliziten, also nicht reflektierten Vorgänge im Gehirn, die unser Verhalten massiv steuern, wie ein Autopilot.“ (59)

„Symbole transportieren implizite, kulturell gelernte Bedeutungen besonders effizient. Symbole können unmittelbar Verhaltensprogramme im Autopiloten aktivieren.“ (75)

Nicht die individuell-bewusste Motivation steuert das Verhalten, sondern wie das „Züricher Modell der sozialen Motivation“ von Norbert Bischof es formuliert, grundlegende, implizit auslösende Motive wie „Sicherheit“, „Erregung/Abenteuer“ oder „Unabhängigkeit“.

Und hier spielt heutzutage die Musik der empirischen Sozialforschung, weil ihre Ergebnisse Umsatz und Profit steigern. Die rechtlich geschützte „Implicit Toolbox“ misst explizite und implizite Wirkung von Codes und Symbolen.

Die aktuelle wissenschaftliche Soziologie bestreitet dagegen "theoretisch fundiert", dass Werbung überhaupt eine systematische, kausale Wirkung hat und ermöglicht dadurch IMPLIZIT den Ausbau der "ideologiefreien" Profite in Werbung und Politik."