Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Freitag, 27. Juni 2014

Die Logik des Misslingens

Dörner zeigt in seinem Buch, dass emotionales Engagement bei hochkomplexen Situationen (z.B. bei Entwicklungshilfeprojekten) zu Katastrophen führen kann, weil der Blick für wesentliche Faktoren, die die Zusammenhänge ausmachen, verloren geht und sich sozusagen aus emotional-ideologischen Gründen unbewusst mit Hilfe von Scheuklappen den Zugang zur Gesamtrealität verbaut.

Abstraktion und Rationalität stehen im Widerspruch zum emotional-ideologischen Anspruch. Das kalte, herzlose Denken kann im Sinne von Verantwortungsethik mehr für die Menschen tun als eine Wohlfühl-Gesinnungsethik, deren gutgemeinte Handlungsresultate die Situation im System verschlimmert.

Dies widerspricht nur scheinbar der Fähigkeit, INTUITIV hochkomplexe Situationen besser zu handhaben (Bauchentscheidungen/Gigerenzer). Der Unterschied besteht darin, ein möglichst ideologiefreies Bauchgefühl zu entwickeln, um solche Sitautionen realitätsgerecht zu erfassen. Dann gibt es natürlich bezüglich Rationalität und Abstraktionsvermögen auch erhebliche individuelle Unterschiede bei Menschen, die bei der Optimierung des Verhältnisses von Verstand und Intuition eien entscheidende Rolle spielen.

Philosophisch verweist diese Tatsache auf Husserls phänomenologische Reduktion. Aber mehr dazu in einem anderen Post.


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Die Logik des Mißlingens. Strategisches Denken in komplexen Situationen.

Interessantes aus einer Rezension zu Dörners wirklich empfehlenswertem Buch (Hinweis von Marcus Müller):

"Viele Menschen neigen offenbar dazu, ab einer gewissen Komplexitätsstufe der Aufgabe den rationalen Verstand auszuschalten, Wirklichkeitsanteile auszublenden und bei Fehlern
Zuflucht zu Zynismus, Verschwörungstheorien und Despotismus zu nehmen statt das eigene Denken zu hinterfragen.

Alles vertraut und menschlich und man mag daraus den Schluss ziehen, dass vieles von dem, was uns auf dieser Welt falsch und ungerecht erscheint, aus reiner Dummheit bzw. Denkfaulheit und nicht aus bösem Willem geschieht. Das Buch zeigt aber auch, dass Intelligenz ohne Klugheit sich rasch in elaborierten Aberglauben verwandeln kann...die Dialektik der Aufklärung lässt grüßen.
Kommunikation und Abstraktionsniveau

Es gibt für zwei Menschen typischerweise nur  EIN optimales, GEMEINSAMES Abstraktionsniveau, wenn sie sich ernsthaft austauschen wollen und Erkenntnis suchen. Dieses Niveau hängt ab von ihren Neigungen und Fähigkeiten.

Wenn sie das nicht berücksichtigen, entsteht, wenn das Wohlwollen bleibt, nur Verwirrung und Unzufriedenheit oder bei fehlendem Wohlwollen nur dämliches Zeitgeist-Meinungs-Gequatsche und emotional-ideologischer Schlagabtausch.

In einem persönlichen Gespräch finden zwei Menschen oft unbewusst durch die Kombination von Mimik, Gesten und Sprache dieses optimale Niveau, vorausgesetzt sie akzeptieren sich gegenseitig emotional.

Die Schriftsprache  hier verleitet dazu, auf ein Abstraktionsniveau zu rutschen, das diesem Optimum NICHT entspricht.

Ein Bezug auf ein Beispiel ist immer hilfreich. Ein wirklich guter Theoretiker kann seine abstrakten Einsichten mühelos darauf beziehen, auch wenn es seinen Neigungen nicht entspricht.

Die Verantwortung für den Bezug auf ein Beispiel trägt allerdings Derjenige mit, der die Neigung und/oder Fähigkeit zu höheren Abstraktionsebenen nicht hat.

Für mich unerträglich sind Menschen (Mittelmaß-Intellektuelle), deren Vorliebe für abstrakte Diskussionen nicht mit ihren Fähigkeiten diesbezüglich korrespondiert.

Da sind mir bodenständige Menschen mit einem gesunden Menschenverstand sehr viel näher.