Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Mittwoch, 21. Januar 2015

SUBJEKTIVE WAHRNEHMUNG und OBJEKTIVE WIRKLICHKEIT

oder

Was ist in Paris WIRKLICH passiert?

Mein Antwort zu der Frage einer FB-Freundin: "Wie kann man oder ich bezogen auf das Attentat in Paris erkennen, was wirklich passiert ist und vor welchem Hintergrund?"


Meine Antwort:

"Hallo Sonja, meine ausführliche Antwort, spät, aber dafür aus Marokko, einem islamischen Land.

Wir sprechen hier allerdings über ein sehr anspruchsvolles Thema, das die Philosophie von ihren Anfängen bis heute an zentraler Stelle beschäftigt.

Einfacher kann ich Dir meine Position nicht demonstrieren.

Die Erwartung einer mühelosen Annäherung an eine vernünftige, sinnvolle Antwort auf diese fundamentale Frage, wäre eine absurde Illusion des Zeit-un-geistes.

Es ist natürlich nicht so leicht, wie es sich naive Realisten vorstellen, die glaubten, dass sich die äußere Welt einfach auf unseren Sinnesorganen abbildet.

Da setzt die Kritik von Kant und seinen naiven Nachfolgern, die die konstruktive Seite der Wahrnehmung zu Recht betonen, an. Allerdings mündet diese Entwicklung mittlerweile in einen absurden relativistischen Subjektivismus, wie gesagt.

Nun zu dem mühevollen Weg zu einer ANNÄHERUNG an die objektive WIRKlichkeit in Paris!

MAN (Masse/Mehrheit) nimmt unbewusst die ideologische Version als Abbild der WIRKlichkeit, die ihrer emotional-ideologischen Komfortzone entspricht (z.B. Manipulation der Verschwörer ODER bestialische Demonstration des blutrünstigen Islam).

Die Opfer des relativistisch-konstruktivistischen Zeit-un-geistes leugnen wie gesagt explizit oder implizit jede objektive Tatsache oder in der milderen Form die Erkennbarkeit von objektiven Tatsachen, was bezogen auf die rationale Verständigung über Tatsachen auf Dasselbe hinausläuft.

Um sich dem OBJEKTIVEN Sachverhalt zu nähern, kann man zunächst einmal Fakten akzeptieren, die keine der beiden extremen IDEOLOGIEN bestreitet. Zum Beispiel, dass es dieses Magazin gibt und dass es Karikaturen von Mohammed in einer für viele Moslems demütigenden Form veröffentlicht hat. Wahrscheinlich kann man Ausgaben sogar physisch besorgen. Und niemand bestreitet zum Beispiel, dass 12 Menschen, vor allen Dingen Redakteure getötet wurden, usw. usw..

Obwohl diese Überlegungen selbstverständlich keinen EINDEUTIGEN Beweis darstellen, legen sie plausibel für einen vernünftig denkenden Menschen nahe, dass es wahrscheinlich so war. Diese Wahrscheinlichkeit und Plausibilität zu bestreiten, ist unsinnig und widerspricht JEDEM vernünftigem Denken.


Wenn es dann um die Hintergründe und Motivationen geht und die Annäherung an die objektive WIRKlichkeit in dieser Hinsicht, wird es noch etwas anstrengender.

Der erfolgversprechendste Weg geht über die Extreme, die sich als Gegensätze gegenüberstehen.

Nennen wir sie die „Manipulationstheorie/Verschwörung usw.“ und die „Theorie der islamistisch/islamischen Welteroberung“.

Jenseits der ideologischen Einseitigkeiten ist es wahrscheinlich, dass beide Extreme ideologische Halbwahrheiten darstellen.

Wie könnte eine Verbindung dieser Halbwahrheiten aussehen?

Die kapitalistisch-imperialistischen Exporteure der liberalistischen IDEOLOGIE könnten in ihrem GrößenWAHN immer wieder versuchen, in ihrem Expansionsraum Menschen und Gruppen zu fördern und zu kaufen, von denen sie sich am ANFANG zu Recht eine Entwicklung im Sinne ihrer Interessen erhoffen.

Dann emanzipieren sich diese Gruppen und Personen und werden zu Feinden der USA und so weiter und kämpfen aktiv wie in früheren Zeiten für einen Gottesstaat oder den Islam als alternative Grundlage für eine Menschen gerechte Gesellschaft.

Für diese Wahrscheinlichkeit und Plausibilität spricht die Antwort auf die dann immer wieder spannende und klärende kriminologische Frage:
Wer profitiert von dem Attentat in Paris und seiner WIRKUNG?

Die Amerikaner und die wahrscheinlichen Kontrolleure (Kapital/Medien) dieser expansiven Ideologie haben ein neues Feindbild, mit dem sie Kapital und Massenloyalität für offene Aggressionen wunderbar mobilisieren können (früher Staats-Kommunismus).

Die Islamisten profitieren aber nicht minder. Sie haben wieder einmal bewiesen, wie leicht Gewalt Angst erzeugt und welche ungeheuren Möglichkeiten von fanatisierten, gläubigen Moslems, die ihr Leben für Allah und Mohammed opfern, ausgehen.

Dass es dabei um einen FUNDAMENTALEN, ECHTEN Konflikt zwischen zwei verschiedenen Wertsystemen, geht, ist wahrscheinlich. Einmal dem liberalistisch-formalistischen, das den Einzelmenschen die Möglichkeiten geben soll, sich ihr Leben rational und selbstverantwortlich zu gestalten und dem islamischen, das davon ausgeht, dass Menschen dazu ein sinnvolles Fundament zur Orientierung brauchen, das Werbung/Propaganda, der Wachstumszwang und der materialistische KonsumWAHN der Bastardökonomie nicht in einer Menschen gerechten Form optimal bieten.

Nun zur subjektiven WAHRnehmung der objektiven WIRKlichkeit.

Die objektive WIRKlichkeit, von deren Erkennbarkeit (in der Annäherung) der ontologische REALISMUS ausgeht, kann ihren Teil umso besser beisteuern, wenn die subjektive Wahrnehmung psychologisch so wenig wie möglich verzerrt ist.

Dabei geht es vor allen Dingen um die emotional-ideologischen Filter, die JEDER Mensch hat.

Es macht nun einen gewaltigen, manchmal einen gewalttätigen Unterschied, ob jemand diese Filter WAHRnimmt und bei seiner Wahrnehmung bewusst und rational berücksichtigt oder eben NICHT.

Diese Distanzierung, dieser Blick von außen auf sich selbst (eine wesentliche emergente Fähigkeit des symbolischen Tiers „Mensch“) und die scheinbar paradoxe WAHRnehmung der eigenen biographisch-strukturellen Persönlichkeit, ist eine wesentliche Voraussetzung, wenn es um die SYSTEMATISCHE Annäherung an die OBJEKTIVE WIRKlichkeit geht.

ZUFÄLLIG sind natürlich auch ohne diese phänomenologische Reduktion Annäherungen an die OBJEKTIVE WIRKlichkeit in Ausnahmefällen möglich.

Praktisch kann diese Annäherung an die OBJEKTIVE eigene PersönlichkeitsSTRUKTUR durch die permanente, lebenslange Übung in SELBSTwahrnehmung, in welcher Form auch immer, erreicht und verbessert werden.

Philosophisch behandelt dieses Thema z.B. Husserl an zentraler Stelle unter dem Begriff „phänomenologische Reduktion“!