Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Montag, 31. Juli 2017

Peter L. Berger und Werte

Ruhe in Frieden, Peter L. Berger!

„Berger: Ich bin ein fanatischer Anhänger des Wissenschaftsbegriffs von Max Weber, d.h. ich glaube, Soziologie ist eine wertfreie Wissenschaft, und positiv und negativ beurteilen gehört nicht zum Soziologen-Beruf.“ („soziologie heute“ April 2013)
Sogar einer der bedeutenden Vertreter des Sozialkonstruktivismus, Peter L. Berger, betont, dass Bewertung nicht zur soziologischen Theorie und Praxis gehört, sondern Werte und darauf basierendes Verhalten ein genuin soziologisches Thema sind.
Er widerspricht sich zum Schluss des Interviews natürlich selbst, was bei seinem interaktionistisch kurzschlüssigen Ansatz nicht anders zu erwarten war. Er beschreibt als Religionssoziologe engagiert strukturelle Phänomene, ist aber methodologisch-theoretisch nicht in der Lage sie zu wissenschaftlich zu erklären. Er bleibt im üblichen geisteswissenschaftlichen Sumpf stecken:
„Dies kann wiederum einen humanen Einfluss haben und hat diesen auch bei der Bürgerbe- wegung gegen Rassismus in den 1960er und 1970er Jahren in den USA gehabt. Soziologie kann also humanisierend benützt werden, und daran liegt mir sehr viel.“

Eine sozialrealistisch-wissenschaftliche Soziologe stellt folgende Fragen:
1.)  Welche religiös-ideologischen Strukturen führen zu welchen Verhaltensverteilungen?
2.)  Welche Machtstrukturen innerhalb und zwischen diesen Religionen/Ideologien verursachen welche sozialen Prozesse?
Ein Artikel in meinem Blog zu Dörre/Rosa/Lessenich:

Soziologie als Wissenschaft!????????

"Budes Empfehlung, statt auf Anti- auf Postkapitalismus zu setzen und die neoliberalen Chicago-Boys durch die MIT-Fellows Mario Draghi & Paul Krugman abzulösen, wird das Jenaer Soziologentriumvirat Dörre, Rosa und Stephan Lessenich, das in Kollektivpublikationen an der Abschaffung des Kapitalismus arbeitet, nicht überzeugt haben."

Ist das nicht schlicht lächerlich, wohin die emotional-ideologisch deformierte sozialkonstruktivistische, universitäre Soziologie abgedriftet ist!?

Populismus als normalen sozialen Prozess in der Massen-Demokratie zu begreifen (ist übrigens seit Plato bekannt) und soziale Naturgesetze zu erforschen, mit deren Hilfe ERKLÄRUNGEN für soziale Prozesse gefunden werden, wäre die Aufgabe einer sozialrealistisch-wissenschaftlichen Soziologie, und nicht dieser postmoderne, gut gemeinte, sozialistische Polit-Firlefanz.

Gesellschaften und Menschen fallen nicht vom Himmel, sondern sind Teil der Natur und mit Hilfe der naturwissenschaftlichen Methodologie (auf einem emergenten Niveau) begreifbar. Der postmoderne Irrsinn hat sich als Sackgasse erwiesen.
Das sollte mittlerweile auch bis zur wohlgehüteten, sorgfältig abgeschirmten und mit Steuergeldern bezahlten, emotional-ideologischen Komfortzone "universitäre Soziologie" vordringen.

Before the Enlightenment, bad philosophy was the rule and good philosophy the rare exception. With the enlightenment came much more good philosophy, but bad philosophy became much worse, with the descent from empiricism (merely false) to positivism, logical positivism, instrumentalism, Wittgenstein, linguistic philosophy, and the postmodernist and related movements.
...
In quantum theory, bad philosophy manifested itself mainly as the Copenhagen interpretation and its many variants, and as the shut-up-and-calculate interpretation."

(Deutsch 2011: 325)