Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Mittwoch, 31. August 2016

Charismatische Lehrer


CharismatischeLehrer und die "Soziologie des Unbewussten"

Zuerst muss eine entscheidende Unterscheidung klargemacht werden.
Charismatische Lehrer, die Mathematik lehren, sind ein Geschenk für jeden Schüler. Charismatische Lehrer, die eigene Ideen lehren sind ein zweischneidiges Schwert für ihre Jünger, oft ein Fluch!

Hier geht es um charismatische Lehrer mit eigenen Ideen!

Charismatische Menschen faszinieren, ziehen andere Menschen in ihren Bann. Im 20. Jahrhundert war wohl Hitler der charismatischste Mensch, der eine ganze Gesellschaft hypnotisierte, Marlon Brando brauchte nur in die Kamera zu schauen und jeder sah hin und schwieg (ein Geschenk für fast jeden Zuschauer), Baghwan (heute Osho genannt) lehrte Authentizität und machte aus Möchte-Gern-Revolutionären autoritätshörige Jünger !

Charismatiker zwingen das Denken, inne zu halten und sprechen das Unbewusste an, in einem dramatischen Ausmaß. Danach wird das Denken des Gebannten von den charismatischen Wirkungen gelenkt und das Gefühls“denken“ innerhalb der Wohlfühlzone beginnt.

Wenn ein charismatischer Lehrer sagt: „Sei authentisch“ ist das genau so paradox wie das oft zitierte „Sei spontan!“.

Wie und was lehrt ein charismatischer Mensch?

Ein charismatischer Lehrer lehrt durch seine Persönlichkeit. Die Inhalte werden emotional vermittelt und von seinen Anhängern begeistert aufgesogen.
Die Vorbildfunktion führt zu zufälligen Erfolgen, wenn die emotional-ideologische Dimension der erzählten Geschichten mit der Wirklichkeit des Jüngers an einigen Stellen harmoniert.
Eine systematische, intellektuell fundierten Vermittlung durch einen charismatischen Menschen, der eine eigene „Lehre“ entwickelt hat, ist ein Widerspruch in sich.

Die Theorie der kognitiven Dissonanz beweist, dass Widersprüche wie beim Verliebtsein nicht wahrgenommen werden, sondern unbewusst aussortiert werden, um das charismatische Bild nicht zu beflecken. Die objektive Wirklichkeit wird zweitrangig.

Viele Charismatiker weisen sogar darauf hin, dass sie nicht bewundert werden, sondern zum eigenständigen Denken anregen wollen, damit ihre Zuhörer zu authentischeren Menschen werden.

Eine nettes konstruktivistisches, natürlich gut gemeintes Wunschdenken. Die WIRKlichkeit könnte nicht weiter entfernt sein.

Warum bleibt es ein wirklichkeitsfremdes Wunschdenken?

Ganz einfach, weil Menschen soziale, symbolisch gesteuerte Tiere sind, deren Denken strukturell von unbewussten Emotionen gesteuert werden.

Charismatische Wirkungen münden immer in emotional-ideologischer Isolation.

Sogar, wenn die Ideen einen wissenschaftlich-objektiven Anteil haben, geht dieser mit dem Tod der charismatischen Bezugsperson meist unter oder taugt nur noch für gedankenlose Bruchstück-Zitate ohne gesamtgesellschaftliche Wirkung.

Ausnahmen sind möglich, allerdings unwahrscheinlich, wenn die Kerninhalte der charismatisch vermittelten Sichtweise auf ihren objektiv-wissenschaftlichen Anteil jenseits der emotional-ideologischen Vereinseitigung reduziert werden und die universitäre Wissenschaft maßgebend verändern.

Damit ist der Schöpfer der Ideen meist überfordert. Er weiß oft nicht einmal, warum seine Ideen so erfolgreich sind und wenn er analytisch lehren will, tauchen für unvoreingenommene Beobachter die Widersprüchlichkeiten oder Halbwahrheiten wie Felsenriffe auf, die von der emotional-ideologischen Flut der Begeisterung überschwemmt wurden.