Das unbewusste Gehirn hebt die
Hand!
„Wenn Sie meinen, dass wir unser Bewusstsein benötigen, um
Entscheidungen zu treffen, muss ich Sie enttäuschen: Wir wissen inzwischen eine
Menge darüber, wie das Gehirn Entscheidungen trifft, und eine zusätzliche Kraft
wie das Bewusstsein scheint dazu nicht erforderlich zu sein.
.........
Und wenn Sie meinen, dass wir unser Bewusstsein brauchen, um
ästhetische Urteile zu fällen, kreativ zu sein oder uns zu verlieben, dann
müssen Sie beweisen, dass das Bewusstsein diese Aufgaben übernimmt und nicht
irgendein anderer Prozess unseres schlauen Gehirns.“ (Blackmore 2014: Pos. 195)
„In fact, the
list of psychological processes carried out in the new unconscious is so
extensive that it raises two questions: What, if anything, cannot be done
without awareness? What is consciousness for?” (Uleman in Hassin et al. (Eds.)
2005: 6)
Libet-Experiment
Als Libet-Experiment wurde
die Messung des zeitlichen Abstands bekannt, der zwischen Nervenaktivität im
Gehirn, die einer bestimmten Handbewegung einleitend vorausgeht, und dem erst
danach erfolgenden Bewusstwerden der dazugehörenden
Handlungsentscheidung liegt. Der Physiologe Benjamin Libet führte die Versuchsreihen 1979 durch. Ihre Bedeutung für die Philosophie des Geistes war Gegenstand lebhafter Diskussionen. Noch heute wird das
Experiment häufig in der Debatte über das Konzept der menschlichen Willensfreiheit angeführt.
Ergebnis
Bei der Auswertung der
Messergebnisse wurde der Nullpunkt der Zeitskala stets auf den Beginn der
Muskelaktivierung gelegt, der anhand des EMG zweifelsfrei festzustellen war.
Relativ zu diesem Bezugspunkt wurden die Zeitabstände von jeweils 40
EEG-Aufzeichnungen eines Probanden gemittelt. Eine solche Durchschnittsbildung ist üblicherweise nötig, um derartige Daten zuverlässig
auswerten zu können.
Relativ zu dem definierten
Nullpunkt des Beginns der Muskelaktivität waren die gemessenen Zeiten im Mittel
wie folgt:
•
Bei −1050 ms trat das
Bereitschaftspotential auf, wenn der Proband eine Vorausplanung der Bewegung
berichtete;
•
Bei −550 ms setzte das
Bereitschaftspotential von spontanen Handlungen ein;
•
Der berichtete Zeitpunkt der
willentlichen Entscheidung für die unmittelbar anschließende Handlung lag in
beiden Fällen gleichermaßen bei −200 ms.
Das Bemerkenswerte an diesem
Ergebnis war, dass der Zeitpunkt, zu dem die willentliche Entscheidung bewusst
wurde, in jedem Fall deutlich nach dem Zeitpunkt lag, an dem im
motorischen Kortex eine, für die Bewegung charakteristische, einleitende
Nervenaktivität bereits begonnen hatte. Da das Vorexperiment sichergestellt
hatte, dass die Ungenauigkeiten der Zeitangaben der Versuchspersonen erheblich
kleiner waren als die maßgebliche Zeitverzögerung der empfundenen
Willensentscheidung, so folgte daraus, dass letztere die Aktivierung des
Motorkortex nicht kausal hatte verursachen können. (wikipedia)
Kurz darauf ging Libet zu der
These über, dass es ein Zeitfenster von zirka 100 ms gebe, innerhalb dessen der
bewusste Wille eine bereits eingeleitete Handlung noch verhindern könne (Veto-
oder Kontroll-Funktion des Willens). In diesem Sinne könne das Bewusstsein
„willensbestimmte Ergebnisse selektieren und unter ihre Kontrolle bringen“.[5] Er untermauerte diese Position
mit weiteren Experimenten, die zeigten, dass ein Bereitschaftspotential nicht
zwingend zu einer Handlung führt, sondern bis zirka 50 ms vor der
Muskelaktivierung noch abgebrochen werden kann. Die angeführten 100 ms
errechnete er aus den 200 ms von der bewussten Entscheidung bis zur
Muskelaktivierung, abzüglich der 50 ms, innerhalb derer die Bewegung nicht mehr
aufzuhalten ist, sowie korrigiert um die 50 ms, die sich im Vorexperiment als
systematischer Ablesefehler der Uhr ergeben hatten.
Libet mutmaßte in der Folge, dass
das Veto selbst nicht unbewusst eingeleitet werde, sondern unmittelbar auf
bewusster Ebene stattfinde. Diese Vermutung stützte er jedoch nicht
auf experimentelle Befunde. Zur Begründung verwies er stattdessen darauf, dass
ihn alternative Annahmen zu Schlussfolgerungen über die Willensfreiheit führen
würden, die er für unbefriedigend hielte. Unter Verweis auf die verbietende
Formulierung vieler sozialer Regeln („Du sollst nicht...“) sah er
aufgrund seiner Mutmaßung die moralische Verantwortlichkeit des Menschen
wiederhergestellt.[6
]Neuere Experimente zur Bewusstheit willentlicher Entscheidungen
von Kühn und Brass[7] (2009) deuten darauf hin, dass auch Veto-Entscheidungen
unbewusst getroffen werden und erst nachträglich als freie Entscheidungen
empfunden werden. Libets ursprüngliche und weitestgehende Interpretation seiner
Ergebnisse wäre somit nach Jahrzehnten nachträglich bestätigt worden.“ (Wikipedia)
Die Frage bleibt, wer oder was
bewirkt, dass das Gehirn die Hand hebt?
Wenn es das Bewusstsein des
Handelnden nicht ist, dann offensichtlich in diesem Fall die Aufforderung des
Experimentators, ein immaterieller Vorgang!
Wie ist es im Alltag?
Es liegt nahe, dass das
individuelle Unbewusste im Sinne von Freud (Persönlichkeitsstruktur) in
Kombination mit dem Unbewussten, das die
Kognitionswissenschaften wissenschaftlich untersuchen das Verhalten
steuern, durch symbolisch, archetypische Anreize und Bilder von außen (s.a.
C.G. Jung).
Ein kosmisches Unbewusstes in
Kombination mit dem individuellen Unbewussten wiederum ist die einzige
plausible Erklärung für geniale, rationale Intuitionen, wie sie Einstein und
andere erfahren haben.
Eine materialistische Erklärung,
z.B. im Sinne von zufällig sich ergebenden Zuständen im Gehirn, greift offensichtlich
zu kurz.
Es gibt keinen Weg, der an einer dualistischen Konzeption der Natur auf dieser Ebene vorbeiführt, die durch eine monistische auf einer höheren Ebene (s. z. B. Leibniz) ergänzt werden muss.
Ein Gedanke z.B. ist eine objektive, immaterielle Wirklichkeit, die niemand bestreiten kann und die die materielle Wirklichkeit beeinflussen kann (nicht im Sinne der Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik und ihrer populären, absurden Spiritualisierung).
Ein Gedanke z.B. ist eine objektive, immaterielle Wirklichkeit, die niemand bestreiten kann und die die materielle Wirklichkeit beeinflussen kann (nicht im Sinne der Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik und ihrer populären, absurden Spiritualisierung).
Das Bewusstsein ist die emergente
Spitze des Eisbergs des individuellen Unbewussten auf dem Meer des kosmischen
Unbewussten.
Es hat die Funktion, Handlungen
zu rationalisieren und sie nachträglich persönlich zuzuordnen (awareness). (Wegner, D.M. 2002: The Illusion of Conscious Will.
Cambridge: MIT Press).
Das Bewusstsein kann nur
indirekt das steuernde Unbewusste modifizieren durch
Meditation/Therapie/Hypnose/gesellschaftlich-strukturelle Steuerung von
Archetypen/Symbolen/Bildern). Und auch dazu braucht es genetisch-strukturelle
Voraussetzungen, die unbewusst angelegt sind.
Jede Vorstellung, dass jeder
Mensch freiwillig zur Therapie geht, freiwillig langfristig meditiert oder sich
hypnotisieren lässt, freiwillig den Marlboro-Cowboy reiten lässt und auf die
Selbstverstümmelung durch Rauchen verzichtet, weil die positiven Wirkungen
nachgewiesen sind, ist absurd.