Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Freitag, 31. Oktober 2014

MEDIEN MACHEN MARKEN



Wer sonst?

Aber selbstverständlich hat dieser wissenschaftliche Nachweis nichts mit psychischer Gewalt und Manipulation in der Werbung zu tun!

Die Liberalisten bleiben jenseits aller Logik bei ihrer absurden emotional-ideologischen Reduktion von Zwang auf körperlichen Zwang.

Damit kann man als SELBSTÄNDIG denkender Mensch Rothbard und v. Mises für das Begreifen realer, sozialer Prozesse in der Gesellschaft (wirtschaftliche Prozesse gehören dazu), aus einer rational-logischen Perspektive betrachtet, nicht mehr verwenden. Bei v.Hayek ist das anders.

Leider wird diese Distanz zur Realität unterstützt durch die aktuelle Situation in der Soziologie, die zuständig ist für die wissenschaftliche Erforschung sozialer Prozesse.

Ihr "methodologischer Individualismus" ist eine kaum hinterfragte wissenschaftstheoretische Ideologie, die STRUKTUREN mit ihren Kategorien nicht begreifen KANN. Und die Systemtheorie Luhmanns hat andererseits im Zuge ihrer Popularisierung eine Komplexitäts-IDEOLOGIE bewirkt, die jeden verantwortlichen Zugang zu Realität funktionalistisch verbaut.

http://www.amazon.de/Medien-machen-Marken-Medientheorie-Marketing/dp/3593392674/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1414331736&sr=8-1&keywords=medien+marken



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Medien machen Marken: Eine Medientheorie des Marketing und des Konsums Broschiert – 9. August 2010


Dienstag, 28. Oktober 2014

Routinierte Katastrophen????

ROUTINIERTE KATASTROPHEN und der Soziologie-Kongress in Trier

Katrin Grüschow, B.A. Master-Studentin, fasst nach dem Soziologie-Kongress der DGS (Deutsche Gesellschaft für Soziologie) in Trier im SozBlog der DGS zusammen:

"„Außer routinierten Katastrophen ist alles gut gelaufen“, so fasste Stephan Lessenich die letzte Woche augenzwinkernd zusammen, doch bei der Saalwette musste er sich Martin Endreß geschlagen geben. Es kamen mehr „Krisenroutiniers“ auf die Bühne, als Lessenich gewettet hatte. Unter verdient tosendem Applaus wurde dem Organisationsteam und den Helfer_innen für den reibungslosen Ablauf und die Planung gedankt. ...“

13 Tage nach diesem Beitrag gab es noch KEINEN EINZIGEN inhaltlichen Nachklang zum Kongress im Blog.

Ich habe folgenden Kommentar geschrieben:

„Ich unterbreche sehr ungern den lebendigen, fast idealen Diskurs zu den angedeuteten, faszinierenden Inhalten des Soziologie-Kongresses.

Aber mir fällt Folgendes auf!

Das wissenschaftstheoretische Fundament des „methodologischen Individualismus“ scheint zu wackeln und die komplexitätsverliebte Systemtheorie ist nach dem „Lob der Routine“ Luhmanns offensichtlich, komplextitätstheoretisch betrachtet, rhetorisch noch aufblasbar:

„Die Katastrophen sind routiniert geworden!“

Beeindruckend, wie mittlerweile das Zeitgeist ferne altmodisch-alteuropäische Wesentliche jenseits des aktuell noch dominierenden interaktionistisch-konstruktivistischen Relativismus soziologisch-wissenschaftlich wieder auf den Punkt gebracht werden kann!

Vielleicht werden die Katastrophen sogar bald RAFFINIERT werden!?

Dann könnte das nächste Paradigma lauten: „Soziologie, die Wissenschaft der raffinierten Katastrophen“!

Allerdings taucht da sofort eine entscheidende Frage auf.

Wäre das Abstraktionsniveau dieses neuen Paradigmas den Anforderungen der demokratisch sich erfreulicherweise immer weiter öffnenden Wissenschaftsgemeinschaft wissenssoziologisch gewachsen?

Andererseits eine systemisch interessante, mögliche Perspektive, oder?“

Dienstag, 21. Oktober 2014

DIE SOZIALINGENIEURE SIND SCHON UNTER UNS!



oder

Die Vision einer aggressionsfreien Gesellschaft

Die Soziologen haben aus emotional-ideologischen Gründen die Erforschung sozialer GESETZmäßigkeiten von jeher abgelehnt. Die Gefahr, mit diesen Erkenntnissen die Gesellschaft zu
manipulieren, erschien zu groß.

Wissenschaftlich damit beschäftigt haben sich die Psychologen, insbesondere Behavioristen (Konditionierung/positive Verstärkung) wie Skinner. Sie hatten durchschlagenden wissenschaftlichen Erfolg z.B. auf die Anwendung bezogen in der Lerntheorie und in der Verhaltenstherapie.

Skinner hat sich immer auch für die gesellschaftlichen Dimensionen seines Themas interessiert, vor allen Dingen in seinem Roman „Walden Two“.

Eine bemerkenswerte Stelle aus dem Roman, den er das erste Mal 1948 veröffentlichte, sollte nachdenklich machen:

Frazier, der Initiator des Projekts „Walden Two“ zum Thema „Freiheit“:

„Nun, wo wir wissen, wie positive Verstärkung funktioniert und warum die negative Verstärkung nicht funktioniert, können wir zielbewußter und daher auch nachhaltiger in unsrerem Kultur-Plan vorgehen. Wir können einen Art Aufsicht ausüben, unter der die Beaufsichtigten sich frei fühlen, obgleich sie einem Kodex gehorchen, der viel genauer ist, als es je zuvor in dem alten System der Fall war. Dennoch fühlen sie sich frei. Sie tun, was sie zu tun wünschen, nicht, was ihnen zu tun auferlegt wird. Das ist die Wurzel der ungeheuren Kraft, die in der positiven Verstärkung liegt-hier gibt es kein Sträuben und keine Revolte. Durch einen sorgsam ausgearbeitete Kulturaufsicht überwachen und lenken wir nicht das definitive Verhalten, sondern die Voraussetzungen dazu-die Motive, Wünsche, Neigungen.“

(Skinner, B.F. 1983: Futurum Zwei >Walden Two< Die Vision einer aggressionsfreien Gesellschaft. Reinbek bei Hamburg:Rowohlt, S. 237)

Erstaunlich Parallelen zur heutigen REALITÄT, oder? In einem Roman dargestellt im Rahmen des Behaviorismus 1948!

Bei dem Ansatz Skinners geht es in Anlehnung an Pawlow um die Manipulation des UNBEWUSSTEN, instinkthaften Verhaltens durch Konditionierung und positive Verstärkung.

Warum dieser Ansatz SOZIOLOGISCH in dieser Form gescheitert ist, liegt daran, dass er nur eine Hälfte des symbolischen Tiers „Mensch“ beleuchtet, nämlich die individuell-animalische und ihre PSYCHOLOGISCHEN Wirkungen.

Beim Begriff „Kultur“, der im Roman immer wieder auftaucht, geht es um die andere Seite des symbolischen Tiers „Mensch“ , nämlich den Bereich, den einige Ausnahme-Menschen und/oder die Evolution (Sprache) kulturell erschaffen und der dann sozusagen von OBEN her das Verhalten der Masse/Mehrheit durch Bilder/Symbole/emotionale Schlagwörter etc. mit steuert.

In meiner „Soziologie des Unbewussten“ taucht dieser Aspekt in Anlehnung an Skinner unter dem Begriff „Struktur-Behaviorismus“ auf.

Samstag, 18. Oktober 2014

Meinungsfreiheit und dumme Toleranz!

MEINUNGSFREIHEIT, TOLERANZ und EMOTIONAL-IDEOLOGISCHE AGGRESSION

Unpopuläre Fragen jenseits des geschwätzigen, VERblödenden und VERblödeten Zeit-un-geistes!

Warum ist die Blockade und ein konsequentes „NEIN“ manchmal die einzig VERNÜNFTIGE Alternative innerhalb und außerhalb der FB-Kommunikation?
Ab wann wird die Äußerung einer Meinung zu einer emotional-ideologischen FEINDseligkeit (VERSTECKT/passiv oder OFFEN/aggressiv)?

Ab wann wird die TOLERANZ gegenüber einer emotional-ideologischen Feindseligkeit zu DUMMHEIT, Zeit- und Energieverschwendung und einer irrationalen Selbstschädigung?

Warum sind ARGUMENTE im emotional-ideologischen Schlagabtausch SINNLOS?

Welche Rolle spielen UNBEWUSSTE, sich zwanghaft äußernde Persönlichkeitsanteile und die Zugehörigkeit zu emotional-ideologisch homogenen Gruppen oder die unbewusste Manipulation durch den Zeitgeist?

Kann man mit Salafisten, Gutmenschen, Gesinnungsethikern oder Zeitgeist-Schwätzern über die RESULTATE ihrer Absichts-IDEOLOGIEN rational diskutieren?

Warum ist die Missachtung oder LEUGNUNG des Unterschieds zwischen Meinung und emotional-ideologischer Aggression eine wesentliche URSACHE für NICHT GEWOLLTE, erschreckende GEWALT in einer persönlichen Beziehung, in der Familie und in Politik und Gesellschaft?

Samstag, 11. Oktober 2014

MACHT/GEWALT-ein Gedankenexperiment



oder

Wie viel Realität erträgt die Gesinnung der Überzeugungsfetischisten?

An einem extremen Beispiel kann man am besten PRINZIPIELLE, FUNDAMENTALE Zusammenhänge erkennen, in diesem Fall das Verhältnis von gesinnungsethischer ABSICHT und dem verantwortungsethischen RESULTAT des VERHALTENS.

Milgram hat experimentell-wissenschaftlich gezeigt, wie die Masse/Mehrheit durch Autorität (vermeintlicher Wissenschaftler) und Symbole/Bilder (weißer Kittel) über das Unbewusste manipuliert werden kann und den Verstand verliert. Sie tötet Menschen.

Ähnlich haben es Le Bon in seiner „Psychologie der Massen“ und Goebbels in der dramatischen Umsetzung von Le Bons Thesen in der nationalsozialistischen Propaganda vorweggenommen.

FRAGE:

Wie viel Prozent der Menschen, die das GESELLSCHAFTLICHE Macht/Gewalt-Problem aus der felsenfesten und teilweise fanatischen Überzeugung heraus mit „Liebe statt Macht“, „konsequenter passiver Widerstand löst das Macht/Gewalt-Problem auf.“ oder „Wenn WIR alle Pazifisten werden, dann …", usw. lösen wollen, stehen zu ihrer Überzeugung und werden sich so VERHALTEN wie sie es zuvor vollkommen überzeugt beABSICHTigt hatten,

WENN

vor ihren Augen auf die Anweisung eines irrationalen oder extrem gefühllos-rationalen, Menschen verachtenden Extremisten Menschen, die seiner Anordnung (z.B. einen Gesinnungsgenossen zu töten) NICHT folgen, der Kopf abgehackt wird?

(Gewaltsame Gegenwehr wird selbstverständlich entsprechend der Gesinnung emotional-ideologisch ausgeschlossen!)

Bitte eine ehrliche, vernünftige Schätzung!

Sonntag, 5. Oktober 2014

Der BLINDE Gehorsam


TYPISCH DEUTSCHER GEHORSAM!!??

Der Begriff "Gehorsam" ist schon eine psychologisch-liberalistische Verfälschung der massenpsychologisch-soziologischen Gesetzmäßigkeit.

Es ist eben keine individuelle Entscheidung, sondern eine unbewusste REaktion auf massenpsychologische oder individiduelle Manipulation.

Dieses Phänomen der massenpsyschologischen und individuellen, psychischen Manipulierbarkeit kann man auf die ganze Menschheit übertragen.

Bei Islamisten ist das nicht anders als in China, Russland oder den USA.

Die Ergebnisse des weltberühmten Milgram-Experiments wurden oft versucht zu widerlegen, weil sie der liberalistisch-kapitalistischen IDEOLOGIE widersprechen.

Vergeblich!

Die Deutschen neigen vielleicht zu Extremen.
Das ändert aber nichts an der FUNDAMENTALEN, SOZIOLOGISCHEN Gesetzmäßigkeit.

Das Milgram Experiment: Wenn der Mensch blind gehorcht

Das Milgram Experiment zeigt eine der dunklen Seiten der Menschheit auf und konnte bislang leider auch noch nicht widerlegt werden. Eine Zusammenfassung des Experiments und was die Resultate über uns aussagen.
[youtube GHuI2JIPylk]
1961 startete Stanley Milgram, ein Psychologe an der Yale Universität, ein Experiment zum Verhalten von Menschen gegenüber Autorität, das vieles erklärt, aber weitaus bittere Sichten auf die Menschheit offenbart.

Das Milgram Experiment: Eine Zusammenfassung

Der Teilnehmer wird davon überzeugt, dass es sich um ein Gedächtnisexperiment handelt, wobei der Teilnehmer die Rolle eines Lehrers übernimmt, während ein anderer Teilnehmer die Rolle des Schülers/Lernenden einnimmt.
Aufbau
Dem „Lehrer“ wird dann aufgetragen, dem „Schüler“ Fragen zu stellen. Gleichzeitig wird der Schüler an eine Maschine angeschlossen, die Elektroschocks verteilt. Der Lehrer sieht, wie der Schüler angeschlossen wird, verlässt dann jedoch den Raum und wird zusammen mit einer Aufsichtsperson in einem anderen Raum platziert, von dem aus er den Schüler nicht sehen kann. Sobald der Schüler eine Frage falsch beantwortet, soll der Lehrer von seinem Platz aus als Bestrafung einen Schock verteilen, mit steigender Volt-Zahl, je häufiger die Fragen falsch beantwortet werden. Dem Lehrer wird außerdem gesagt, dass der höchste Schock bis zu 450 Volt reicht, eine Stromstärke, die auch bei gesundem Herzen Auswirkungen haben könnte, was der Testperson jedoch nicht bewusst ist.
Durchführung
Die Schüler waren tatsächlich Schauspieler, der Lehrer bekam bereits aufgenommene Sounddateien zu hören, in denen sich der Schüler nach steigender Voltzahl beschwerte, bat, aufzuhören und sich später nicht mehr meldete.
Das Experiment wurde teilweise um einen Deut extremer gestaltet, indem der Lehrer außerdem erfuhr, dass der Schüler ein Herzproblem habe, was in den Sounddateien auch zur Sprache kam, kurz bevor der Schüler sich nicht mehr meldete. Wenn sich die Lehrer bei der Aufsichtsperson über den Gesundheitszustand des Schülers erkundigten, behauptete diese, die Schocks würden keine nachhaltigen Schäden verursachen.
Äußerte der Lehrer Bedenken zur Aufsichtsperson, antwortete diese, dass der Lehrer dennoch fortfahren müsse, ob das dem Schüler nun gefiel oder nicht, bis er alle Aufgaben richtig gelöst hätte.
Obwohl sich Schüler und Lehrer in einem Vorraum kurz kennen gelernt hatten, wo sie dann in einer scheinbar zufälligen Auslosung in die entsprechenden Gruppen aufgeteilt wurden, gab es keinen direkten Blickkontakt mehr zueinander, während das Experiment ab lief.
Sollte der Lehrer das Experiment anhalten wollen, hatte die Aufsichtsperson vier verbale Anweisungen zu geben:
1. Bitte fahren Sie fort.
2. Das Experiment verlangt, dass Sie fortfahren.
3. Es ist absolut notwendig, dass sie fortfahren.
4. Sie haben keine andere Wahl, Sie müssen weiter machen.
Sollte der Lehrer nach diesen vier Anweisungen immer noch aufhören wollen, würde die Aufsichtsperson das Experiment abbrechen. Fuhr der Lehrer fort, ohne das Experiment 5 mal anzuhalten, würde es beendet, wenn der Schüler 3 Elektroschläge a 450 Volt erhalten hatte.

Das Ergebnis:

Im Vorfeld hatte Milgram Kollegen und andere Professoren der Psychologie gefragt, wie sie sich das Ergebnis vorstellten, die meisten gingen davon aus, dass nur ein kleiner Teil der Lehrer wirklich bis zu 450 Volt an Schlägen verteilen würde.
Tatsächlich waren 65% bereit, bis zu 450 Volt zu gehen, auch wenn dies unter sichtbarem Unwohlsein passierte. Einige Teilnehmer regten sich offensichtlich auf, betätigten die Knöpfe zögerlicher und kürzer und wehrten sich vor allem verbal.
Jeder der Teilnehmer pausierte während des Experiments und stellte es in Frage, manche boten sogar an, das Geld, dass ihnen für die freiwillige Teilnahme gewährt wurde, zurück zu geben.
Dennoch fuhren die meisten fort, sobald die Aufsichtsperson sie dazu gebeten hatte.
Milgram wiederholte die Experimente offiziell in anderen Ländern und inoffiziell an öffentlichen Orten, um sicher zu gehen, dass die Umstände des Tests, die Umgebung und die künstlich erstellte Situation nicht eventuell Einfluss auf die Ergebnisse hatten.
Doch wo immer die Tests durchgeführt wurden, die Ergebnisse blieben gleich, mehr als 2/3 zogen das Experiment durch.
Ein interessantes Nebenergebnis war außerdem, dass von den Teilnehmern, die das Experiment nicht bis zum Ende fortführten, kein einziger verlangte, dass das Experiment generell abgebrochen werden sollte, noch prüften sie, ob der Schüler gesundheitlich in Ordnung war.

Warum führte Milgram das Experiment durch?

Der Holocaust war ein Schock für die gesamte Welt, weil die „zivilisierte“ Menschheit nicht glauben konnte, dass Menschen zu solchen Taten fähig wären. Milgram selbst war fassungslos, wie unschuldige, normale Menschen unter Befehl zu einem Völkermord getrieben werden konnten und wollte sehen, ob es vielleicht einen unterbewussten Drang gab, trotz moralischer Widersprüche Befehle auszuführen.
Warum konnten Menschen, die vorher ein völlig normales Leben führten, die unter denselben moralischen Standpunkten aufgewachsen waren, wie der Rest der Welt, plötzlich zu Dingen fähig sein, die jenseits der Vorstellungskraft lagen?

Analyse des Experiments

Der Mensch – vor allem im erwachsenen Alter – hat anscheinend ein höheres Bedürfnis, Befehle korrekt auszuführen, selbst wenn die eigenen moralischen Standards dagegen sprechen. Genau das ist beispielsweise in Kriegssituationen auch nötig, ein Soldat darf nicht über seine ethischen Ansprüche nachdenken, sondern muss seinen Vorgesetzten gehorchen, die gesamte Ausbildung der Armee zielt darauf hin ab, selbst in der Schule, ja, sogar im Elternhaus wird man zum Gehorsam erzogen und das ist auch in vielen gesellschaftlichen Situationen gut so.
Milgram ging jedoch davon aus, dass das Ausführen ohne echte Gegenwehr vor allem dann der Fall ist, wenn der Vorgesetzte über mehr Expertise verfügt und sich der Ausführende daher auch unter Druck nicht in der Lage sieht, aufgrund seines mangelnden Fachwissens eine korrekte, alternative Entscheidung zu treffen. Er wird sich daher eher unterwerfen und der Gruppe folgen, wenn er nicht genau weiß, wie er sich zu verhalten hat.
Viele Teilnehmer des originalen Experiments gaben beispielsweise währenddessen zu, keine Ahnung von Physik und Stromstärken zu haben, in einem Beispiel eines abgebrochenen Experiments stellte sich der Teilnehmer als Elektriker heraus, er hatte somit ähnlich, wenn nicht sogar bessere Kenntnisse, was das Experiment anging und hatte damit auch die Sicherheit, das Experiment guten Gewissens abzubrechen.
Dies wurde weiter untermauert, als das Experiment nicht mehr an einer Universität, sondern an einem anonymen Recherchezentrum durchgeführt wurde, nur noch knapp 50% führten das Experiment danach bis zum Ende durch, das offizielle Ansehen der Universität hatte also auch ihren Teil daran, dass die Methoden nicht in Frage gestellt wurden.
Dies wird auch als Konformitätstheorie bezeichnet.
Eine leicht gesteigerte Version dieser Theorie ist die, das der Ausführende sich nicht mehr als Individuum betrachtet, sondern nur noch als Werkzeug des Befehlsgebers. Dadurch gibt er alle Entscheidungen und auch moralischen Konsequenzen an den Befehlenden ab und kann so auch Dinge ausführen, die ihm ansonsten widerstreben würden.
In Variationen dieser Experimente konnten diese Ergebnisse noch erweitert werden. So wurde aufgezeigt, dass die Ausführenden sich eher wehren würden, wenn der Befehlende nicht im selben Raum war (etwa, wenn er über Telephon Befehle gab) und/oder wenn das Opfer in Sichtweite war.
Beim ersten Fall versuchten einige Testpersonen sogar, den Befehlenden zu täuschen, indem sie nur vorgaben, die Schocks zu verteilen.
Bei einer Variation, bei der die Testpersonen den Arm des Opfers selbst auf ein angeblich elektrisches Feld pressen mussten, waren nur noch 30%, also weniger als die Hälfte, bereit, das Experiment durchzuführen.
Interessanterweise war das Gruppenverhalten auch eine wichtige Komponente. Milgram untersuchte einmal mit mehreren „Lehrern“ in einem Raum, deren Reaktionen zeigten, dass nur noch 10% das Experiment durchführten, da sie sich gegenseitig in ihrem Widerwillen unterstützen, wenn sich ein Lehrer weigerte.
Andererseits wuchs die Prozentzahl wieder an als Milgram die Kollegen heimlich dazu aufgeforderte, das Experiment bis zum Ende durchzuführen. Ca. 80% ließen sich von ihren Kollegen beeinflussen und verteilten die 450 Volt.
Wieder zeigt sich, dass sich in der Gruppe das Bewusstsein, die Moral der Mehrheit, bzw. der starken Mehrheit anpasst. Selbst, wenn die eigenen Vorstellungen entgegen dieser Moral wirken, das Individuum wird sich eher gegen seine Moral entscheiden, als gegen die Gruppe zu agieren.

Milgram unter Kritik

Interessanterweise waren nicht nur Milgrams Ergebnisse Aufsehen-erregend, sondern auch das Experiment selbst, dass eine Zeit lang unter Beschuss geriet, da es ethisch fragwürdig sei, ahnungslose Testpersonen unter derartig hohen, psychologischen Druck zu setzen (da sie ja glaubten, sie würden wirklich den Schüler schwer verletzten).
Tatsächlich ergaben jedoch spätere Umfragen, dass die meisten Teilnehmer die Erfahrungen des Experiments positiv als Erfahrung nutzen konnten.
Dennoch stellt sich natürlich die Frage, wie sehr die psychologischen Nachwirkungen dessen, was die Testpersonen durchgemacht haben, für das Ergebnis vertretbar sind. Denkt man an Experimente wie Stanford, das leider ein weniger harmloses Ende hatte, ist die Frage sicher berechtigt.
Zu was ist der Mensch unter Befehl fähig?
Das Wissen, wie leicht der Mensch zu grausamen Dingen fähig ist, wenn er den Befehl einer Autorität dazu hat, sollte uns immer dann gewahr werden, wenn wir das Verhalten von Soldaten, Aufsichtspersonen und Gruppen unter harten Regimes verurteilen.
Milgram hat aufgezeigt, dass der Mensch ein Gruppentier ist, genau das hat uns auch so weit gebracht, wenn wir nicht in der Lage wären, anderen zu gehorchen, gäbe es Zivilisationen wie unsere sicher nicht.
Gleichwohl muss man sich ständig bewusst sein, dass jeder Befehl nach seinem Grund hinterfragt werden sollte, auch der Ausführende eine ethische Verantwortung hat, selbst wenn die Befehlsgewalt diese angeblich überschattet.
Und – wir alle können in diesen Situationen landen und so agieren, wie wir es nie von uns erwartet hätten, deshalb ist es leicht, von außen zu behaupten, dass wir nicht zu grausamen Dingen in der Lage wären, wenn wir nicht selbst anstelle der Verurteilten stehen.
Milgrams produzierte Dokumentation “Obedience” (“Gehörigkeit”) dazu kann man hier vollständig sehen.Similar Posts: