Die Bilder und Symbole in der Werbung, besonders im Zusammenhang mit archetypischen Motiven, manipulieren die Verhaltensverteilungen, in dramatischer Art und Weise, wie wissenschaftliche Experimente von Sozialpsychologen nachgewiesen haben.
Alkoholwerbung:
„Der enge Zusammenhang zwischen Fernsehwerbung und unserem Verhalten wurde kürzlich in einer großangelegten landesweiten Studie der Boston University’s School of Medicine and Public Health mit über 1000 jungen Alkoholkonsumenten im Alter zwischen 13 und 20 Jahren gezeigt, die laut eigenem Bekunden in den vorherigen Monaten Alkohol getrunken hatten. Dabei wurde gemessen, wie sich die Werbung für 61 verschiedene Alkoholmarken auswirkte, die auf den 20 bei Jugendlichen beliebtesten Fernsehkanälen- abgesehen von den Sportkanälen-lief. (Und natürlich gibt es auf Letzteren ebenfalls enorm viel Alkoholwerbung.) Minderjährige Alkoholkonsumenten, die keine Alkoholwerbung gesehen hatten, nahmen etwa 14 alkoholische Getränke im Monat zu sich, während es bei denen, die Alkoholwerbung gesehen hatten, 33 waren.“
(Bargh 2018:293/294)
Was sagt nun die aktuelle, dauernd von Interdisziplinarität entzückt schwafelnde „wissenschaftliche“ Pippi-Langstrumpf-Soziologie, die Wissenschaft, die ursprünglich einmal „soziales Verhalten“ ERKLÄREN wollte, zur Werbung?
Nur zwei Beispiele:
- 1.)In seinem Buch „Soziologie der Werbung“ kommt Thomas Schnierer im Abschnitt „Die sozialen Auswirkungen der Werbung“ zu dem Schluss: „ Es geht genauer gesagt um einen Wandel in der Betrachtung der Massenkommunikation, der dazu geführt hat, daß ganz allgemein die Einschätzung des Einflusses der Massenmedien, und damit zwangsläufig auch die Einschätzung der Auswirkungen der über Massenmedien laufenden Werbung eine deutliche Entdramatisierung erfahren hat.“ (Schnierer 1999: 241)
- 2.)Der Kontingenztheoretiker und Fachmann für symbolisch generalisierte Kommunikationsmedien Luhmann, der die Strukturperspektive in der Soziologie konstruktivistisch destrukturiert hat, stellt schlicht, alteuropäisch-a-kausal und komplexitätsideologisch (http://bds-soz.de/?p=1060 ) eindeutig und unrealistisch fest: „Die Werbung kann nicht bestimmen, was ihre Adressaten denken, fühlen, begehren.“ (Luhmann 1996: 92)
Wie weit sich diese vollkommen weltfremde Soziologie an den Hochschulen von der Wirklichkeit und den Strukturen der Realität entfernt hat, deutet die Einschätzung von Fraim an:
„Whether this awareness (oft he growing power of symbols, G. Sch.) will lead to a new understanding of symbols on a national and global scale ist one oft he most important questions facing America (and the world) today.“ (Fraimes 2033. Rückseite)
Diese Überlegungen führen eindeutig zu dem Schluss, dass eine sozialrealistisch-wissenschaftliche Soziologie, jenseits der sozialkonstruktivistisch reduzierten Pippi-Langstrumpf-Soziologie ( http://bds-soz.de/wp-content/uploads/2016/06/SOZIOLOGIEHEUTE_FEBERausgabe2017_Schwartz.pdf), des methodologischen Individualismus und des Interaktionismus, soziale, statistisch formulierbare, Naturgesetze erforschen kann und muss, wenn sie wissenschaftlich ernstgenommen werden will.