Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Sonntag, 13. Mai 2018

Durkheim und der wissenschaftliche Sozialrealismus!

„Was Durkheim hier als >>ideologische Analyse<< bezeichnet, ist die Verwechslung der subjektiven mit der objektiven Perspektive, indem das Sinnverstehen des Akteurs- wie oben schon angedeutet- durch weitere Abstraktion zum Begriff der Analyse gemacht wird. Damit wird eine spezifische Lebenssituation als allgemeine Struktur dargestellt, was genau dem Begriff der Ideologie entspricht.“ 
(König 1978: 181)


„Gewiß geschieht dies häufig in der Weise, daß einfach >>Gewohnheiten<< entstehen; aber andererseits spricht Durkheim auch davon, daß die soziale Regelung im Individuum durch das Unterbewußtsein wirke, was schon in den Regeln der soziologischen Methode unterstrichen wird.“ ((König 1978: 130)

„Der wesentliche Unterschied Durkheims zur heutigen Auffassung liegt darin, daß nach Entfaltung der Psychoanalyse der Begriff der sozial-kulturellen Person eine außerordentliche Vertiefung erfahren hat, die allerdings, wie wir vorher zeigen konnten, bei Durkheim selber schon deutlich angelegt ist.“ (König 1978: 191)

Die von mir angedeutete sozialrealistische Soziologie des Unbewussten denkt den Ansatz von Durkheim 100 nach seinem Tod weiter.

Soziologie des Unbewussten= GEIST Durkheims (jenseits von kleinkarierter Buchstaben-Exegese) + 100 Jahre Evolution des Denkens

Historisch:
z.B. Weimarer Republik/Nationalsozialismus/DDR/Massen- und Konsensdemokratie

Wissenschaftlich:
z.B. Relativitätstheorie/Quantenmechanik/Kognitionswissenschaften/ Neurobiologie/Behaviorismus (Skinner) /Gestaltpsychologie/Psychoanalyse (Freud)/analytische Psychologie( Jung)

Soziologisch:
z.B. Scheitern des methodologischen Individualismus und der sozialkonstruktivistischen Pippi-Langstrumpf- Soziologie

Philosophisch:
die erkenntnistheoretisch-ontologische Sackgasse des Konstruktivismus und des Anti-Realismus und ihre realistische Öffnung der Erkenntnishorizonte (z.B. Kurt Gödel/platonischer Realismus oder Zahar/SSR))

Die Weiterentwicklung der sozialrealistischen Soziologie Durkheims, die das solideste Fundament einer wissenschaftlich möglichen Soziologie bietet, wird sinnvoll  und notwendig, wenn

1.) wissenschaftlich begriffen wird, dass es abstrakte, immaterielle Realitäten gibt, die die materielle Wirklichkeit strukturell prägen und bezogen auf die Wirkungen empirisch messbar (z.B. statistische Verhaltensverteilungen/Daten) sind. 
Das hatte Durkheim im Sinn, wenn er vom „kollektiven Bewusstsein“ sprach, das eine Realität sui generis sei, die das Verhalten unabhängig von den subjektiven Motivationen prägt. Heute kann man von sozialen und gesellschaftlichen STRUKTUREN sprechen, die auf allen Ebenen die VerhaltensVERTEILUNGEN (zu unterscheiden vom konkreten Verhalten des sozialen, symbolisch gesteuerten Tiers „Mensch“ ( http://bds-soz.de/wp-content/uploads/2016/06/SOZIOLOGIEHEUTE_AUGUSTausgabe2016_LSchwartz.pdf), bei dem die genetisch-biographische Persönlichkeitsstruktur entscheidend hinzukommt). 
Die ontologisch-hierarchischen Dimension der sozialen Wirklichkeit/Realität müssen soziologisch und metaphysisch zu Ende gedacht werden, jenseits empiristischer Kurzschlüsse.

Der Eiertanz über die sogenannte Hypostasierung (auch bei König) hat ein Ende!

Um es mit dem modernen Wissenschaftstheoretiker und Physiker David Deutsch zu formulieren:
„Reductionism and holism are both mistakes. In reality, explanations do not form a hierarchy with the lowest level being the most fundamental. Rather, explanations at any level of emergence can be fundamental. Abstract entities are real, and can play a role in causing physical phenomena. Causation is itself an abstraction.“ (Deutsch 2011: 124)


2.) das Mikro-Makro-Problem der Soziologie und die Dialektik von Individuum und Gesellschaft dahingehend gelöst wird, dass soziale und gesellschaftliche STRUKTUREN auf allen Ebenen die VerhaltensVERTEILUNGEN verursachen (statistische Kausalität) und individuelles Verhalten in Ausnahmefällen (sozial-horizontal/imitierend oder gesellschaftlich-vertikal/symbolgesteuert) die Strukturen wiederum unter bestimmten Bedingungen verändern kann (methodologischer Strukturalismus).


In diesem Sinne skizziert mein Ansatz ein mögliches Forschungsprogramm für eine sozialrealistisch-wissenschaftliche Soziologie im GEIST Durkheims nach 100 Jahren vielfältiger Erkenntnisfortschritte: https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post.html
Emile Durkheim zur Diskussion: Jenseits von Dogmatismus und Skepsis
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