Die Soziologie des Unbewussten
Die Soziologie des Unbewussten erfasst unbewusste Strukturen und ihre
Wirkungen auf allen Ebenen der Sozialität, von der
Persönlichkeitsstruktur bis zur Kultur der „Weltgesellschaft“.
Nehmen
wir ein Beispiel auf der Ebene der Beziehungsstruktur. Formal kann der
Rahmen für die unbewusste Struktur eine Ehe sein, eine Ehe mit Kindern,
eine gemeinsame Wohnung oder eine feste Partnerschaft.
Dieser
Rahmen prägt den typischen Ablauf der Interaktion innerhalb der
Beziehung. Wenn man z.B. eine gemeinsame Wohnung hat, entsteht bei
Problemen, z.B. Trennung, eine anderer WAHRSCHEINLICHER Ablauf als bei
einer festen Partnerschaft ohne gemeinsame Wohnung usw..
So
wird z.B. verständlich, dass es in einer wunderbaren Beziehung ohne
Trauschein nach der Eheschließung auf eine scheinbar unerklärbare Weise
zu massiven Problemen kommt, die bis zur Trennung reichen können. Der
Grund liegt in der Änderung der formalen Struktur und ihrer Wirkung.
Innerhalb
dieses formalen Rahmens entsteht eine unbewusste Beziehungsstruktur,
die mit zunehmender Dauer der Beziehung signifikanter wird. Sie
verselbständigt sich und determiniert, vermittelt durch Symbole (Worte,
Gesten, Gesichtsausdruck, Orte, Bilder, Namen usw.) das TYPISCHE
Verhalten der Beziehungspartner, besonders deutlich in
Konfliktsituationen.
Es handelt sich in beiden Fällen um
KAUSALE, OBJEKTIVE Zusammenhänge, NICHT in Bezug auf eine individuelle
Handlung, sondern auf die statistische Verteilung des Verhaltens.
Bestimmte Verhaltensweisen nehmen in bestimmten Situationen
typischerweise zu und werden damit wahrscheinlicher.
Dass es
sich um eine Realität handelt und nicht um eine Fiktion, kann man an der
WIRKUNG eindeutig nachweisen. Diese Realität ist zwar nicht direkt
greifbar und materiell nachweisbar, aber BEgreifbar.
Die
verzweifelten Versuche, Probleme in solchen Fällen durch bewusste,
rationale, gut gemeinte Vorgehensweisen (oft von BEIDEN Partnern),
werden nach jedem gescheiterten Versuch, immer dramatischer. Die sich
entwickelnde Hilflosigkeit endet oft mit einer Trennung oder im
schlimmsten Fall mit der Tötung des Partners (Beziehungsmorde bilden den
höchsten Anteil der Mordrate, soweit ich weiß).
Brooks beschreibt z.B. die Erfahrung einer Therapeutin in seinem Buch „Das soziale Tier“ wie folgt:
"Eine
Ehe ist ein emergentes System. Francine Klagsbrun hat beobachtet, dass
sich bei einer Paartherapie -neben dem Therapeuten- immer DREI
(Hervorh.GSch.) Personen im Raum befinden, der Mann, die Frau und DIE
EHE SELBST ( Hervorh. G.Sch. ). Die Ehe ist die lebende Geschichte all
der Dinge, die zwischen Mann und Frau passiert sind. Sobald sich Muster
herausgebildet und in ihren beiden Gehirnen verankert haben, beginnt die
Ehe selbst ihr individuelles Verhalten zu PRÄGEN (Hervorh. G.Sch.).
Obgleich sie in dem Raum zwischen ihnen existiert, hat sie einen ganz
eigenständigen Einfluß." (Brooks 2012: 176)
Brooks, D. 2012:
Das soziale Tier. Ein neues Menschenbild zeigt, wie Beziehungen, Gefühle
und Intuitionen unser Leben formen. München: DVA
Unbewusste
Beziehungsstrukturen können nur durch unwahrscheinliches Verhalten der
Partner verändert werden, z.B. Gewahrseins-Arbeit mit dem Unbewussten
(Selbstwahrnehmung) der Partner im Rahmen einer Beziehungstherapie,
bewusster Umgang mit den symbolischen Auslösern bzw. der strukturellen
Realiät, Veränderung der symbolisch relevanten Strukturelemente usw..
Kommunikation und Macht sind untrennbar miteinander verbunden (s. Post vom 21.8.2017)! DER Mensch, SOZIOLOGISCH betrachtet, ist ein soziales, symbolisch gesteuertes TIER (s. Post vom 22.9.2016)! Die von der Systemtheorie verursachte KomplexitätsIDEOLOGIE blockiert den WISSENSCHAFTLICHEN Fortschritt der SOZIOLOGIE (http://bds-soz.de/?p=1060)! Sie ist Teil eines bodenlosen Sozialkonstruktivismus (s. Post am 18.2.2017)!
Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post
Soziologie- ein fliegender Holländer?
Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015