Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Dienstag, 27. November 2018

Spinoza und der unbegriffene Determinismus!

Recht OHNE Eigenverantwortung und Moral!?

Moreau zu Spinoza!
„Daß die Leidenschaften damit als Eigenschaften der menschlichen Natur deduziert werden, wird einen Skandal provozieren: bedeutet es doch das Ende der Verantwortlichkeit, auf der Moral und Recht begründet werden.“ (Moreau 1994: 73)

Bezogen auf die voluntaristisch-liberalistische Panik, die dann den Zusammenbruch der Gesellschaft und des Rechts erwarten würde, ergeben sich lediglich emotional-ideologische Probleme, keine theoretischen, rechtlichen und gesellschaftlichen.

„Spinozas Antwort ist brutal: >Der Hund, der durch einen Biß toll wird, ist zwar zu entschuldigen, und doch wird er mit Recht erstickt.<“ (Moreau 1994: 73)

Der Mörder, der eindeutig überführt wurde, wird nicht moralisch verurteilt oder seine Tat voluntaristisch relativiert, sondern zum Schutz der Menschen lebenslang weggesperrt oder getötet, abhängig vom verfasstem Recht.
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Spinoza: Versuch über die Anstössigkeit seines Denkens

Sonntag, 25. November 2018

Dirk Baecker und die Komplexitätsideologie!

Es stimmt!

Die Verabsolutierung der formalen Logik als Maß für Erkenntnisfortschritt ist zu einer Behinderung geworden, wie in früheren Zeiten der naive Realismus.

Aber die soziologische Systemtheorie kippt das Kind mit dem Bade aus.

Sie ist zu einer Komplexitätsideologie degeneriert, die eindimensional-relativistisch nicht mehr in der Lage ist, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden und Prioritätshierarchien wissenschaftlich zu erfassen. 

Ihre Deontologisierung und ihre interaktionistische Sackgasse verbaut systematisch den Weg der Soziologie zu einer theoretisch und empirisch fundierten Wissenschaft.

Soziale und gesellschaftliche Strukturen und ihre Wirkungen lösen sich in intellektualistischem Geschwafel auf. 
SIE verabsolutiert dadurch das, was sie selbst kritisiert, nämlich Logik ohne die ganzheitlich-intuitive, rationale Erfassung des Wesens dieser Strukturen! 

Den Ausweg aus der von ihr in den Vordergrund gerückten Selbstreferenz bietet Kurt Gödel mit seiner Unterscheidung von Wahrheit und Beweis (Unvollständigkeitstheoreme).

Die sich differenztheoretisch verstehende Systemtheorie verpasst die Differenz zwischen ihrer eigenen relativistisch-konstruktivistischen Zerstörung von Wahrheit und Objektivität und der RELATIVEN, wissenschaftlichen Annäherung an objektive Wahrheiten und Realitäten auf der Basis eines spekulativen Realismus inkl. der damit notwendig verbundenen, oft implizit versteckten Metaphysik.

Kommentar im Originalpost!
Stefan Hopf:
"Sie ist zu einer Komplexitätsideologie degeneriert, die eindimensional-relativistisch nicht mehr in der Lage ist, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden und Prioritätshierarchien wissenschaftlich zu erfassen"

Ich kann diese Analyse nicht teilen. Erstens ist die Aussage zu undifferenziert. Worauf bezieht sich die Aussage? Auf die System-Umwelt Beziehung generell? Hier gibt es in dem Sinne nichts "Unwesentliches", weil das System die Umwelt als Umwelt braucht, um sich von ihr abzugrenzen, sich als System zu konstituieren. Hinsichtlich spezifischer Elemente der Umwelt hingegen, sagt die Systemtheorie doch relativ klar was für ein System "wesentlich" ist, nämliches alles was aus der Umwelt in das System transformiert wird. 

Für die Operation (d.h. die Beobachtung) löst die Systemtheorie (so wie ich sie vor allem im Anschluss an Luhmann kenne), die Unterscheidung in Wesentlich und Unwesentlich wiederum ganz bewusst auf. 

Beobachtungen sind kontinuierlich ablaufenden Operationen, die an andere Beobachtungen anschließen. Der Thermostat beobachtet die Raumtemperatur auf Basis der drei Unterscheidungen von (A) zu warm/richtige Temperatur, (B) zu klat/richtige Temperatur und diese beiden Unterscheidung mit der Unterscheidung (C) Heizung an/Heizung aus. 

Für die Anschlussfähigkeit von "C" an "B" oder "A", ist (i) die Unterscheidung zwischen "A" und "B" relevant, also verkürzt die Unterscheidung zu warm/zu kalt. Hier ist die aufgeblendete Seite der Unterscheidung genauso wesentlich, wie die nicht aufgeblendete Seite, da ansonsten (ii) ja die Unterscheidung "C" Heizung an/Heizung aus nicht anschlussfähig ist. 

Nur im "alltagssprachlichen" Verständnis könnte man meinen, was innerhalb eines Systems in einem Moment aufgeblendet (oder aktualisiert wird) und sich dadurch als anschlussfähig zeigt, ist für diesen Moment, "wesentlich". Was nicht aufgeblendet wird, sei also "unwesentlich". Tatsächlich ist aber beides wesentlich für die Anschlussfähigkeit.

Gerhard Schwartz:

Stefan Hopf, der funktionierende Thermostat regelt die Raumtemperatur so, dass sie um eine OBJEKTIV EINDEUTIG messbare Temperatur schwankt. Das ist der Sinn und die Funktion des Themostats, er VERURSACHT die relative Konstanz der Raumtemperatur. Wenn mein alter Lehrer Niklas Luhmann von Realismus spricht, muss ich heute laut lachen (damals habe ich das während meiner Faszination überhört)! Sein Konstruktivismus wird an diesen Stellen absurd, weil er etwas voraussetzen muss, was er als alteuropäisch-ontologisch negiert (http://bds-soz.de/.../SOZIOLOGIEHEUTE_AUGUSTausgabe2016...). Einer seiner wortgewaltigen Epigonen, Armin Nassehi, war, trotz mehrfacher Versuche meinerseits, nicht in der Lage, mit mir an einem einfachen Beispiel eines sozialen Phänomens die Differenz Konstruktivismus/Realismus zu klären. Vielleicht können Sie ihm ja dabei helfen!? Zur Erinnerung habe ich mir das noch einmal angehört, wobei ich merkte, wie unsicher der liebe Niklas Luhmann geworden war bezüglich seines von ihm selbst so genannten Theorie-Spiels ("Mal sehen, wie weit wir damit kommen!?") im Verhältnis zu 1982: https://soundcloud.com/carlauerverlag/sets/niklas-luhmann-einfuehrung-in?fbclid=IwAR2iDuO7iKd-FmJMOzVe5lNBlzdt8_tz3Jr59QIpLy8c1M0ZCvpua6Mq0oA
"Die Logik hat ihre aristotelische Aufgabe, das Denken widerspruchsfrei zu halten, jahrhundertelang erfüllt und damit einen Beitrag zur Entwicklung der modernen Wissenschaften geleistet. Sie wird in diesem Jahrhundert jedoch zu einer Behinderung der Weiterentwicklung der Wissenschaft"

Über diese Website
Sein Kalkül belehrte nicht nur Luhmann / Von Dirk Baecker

Donnerstag, 15. November 2018

Mein alter Lehrer Niklas Luhmann!

Die soziologischen Grenzen der Systemtheorie!

Sehr hörenswert, obwohl ich seine Systemtheorie heute wegen ihrer interaktionistischen, sozialkonstruktivistischen Dekonstruktion von sozialen und gesellschaftlichen Strukturen kritisiere: http://bds-soz.de/?p=1060.

Der Carl-Auer Verlag hat dankenswerterweise 14 Audioaufzeichnungen von Niklas Luhmanns Vorlesungen kostenfrei online gestellt. Viel Spaß beim durchhören!
Über diese Website
SOUNDCLOUD.COM
Tonaufnahmen von 14 Vorlesungen, die Niklas Luhmann im Wintersemester 1991/92 an der Universität Bielefeld hielt. Titel der 

Sonntag, 11. November 2018

Spinoza und das wollende Subjekt Kants!

Die Sackgasse der Moderne, Postmoderne und der Illusion des freien Willens!

Das von allen Menschen erlebte subjektive GEFÜHL des "freien Willens" ist ein Phänomen an der Oberfläche der menschlichen Existenz, dessen strukturelle, objektive Ursachen entdeckt werden können. Es ist wie das Bewusstsein die Spitze des Eisbergs des Unbewussten!

Wissenschaftlich haben die neuesten Forschungen in Neurobiologie (z.B. Robert Sapolsky Stanford) und die Kognitionswissenschaften diese rational unvermeidliche Erkenntnis eindrucksvoll bestätigt.
„In fact, the list of psychological processes carried out in the new unconscious is so extensive that it raises two questions: What, if anything, cannot be done without awareness? What is consciousness for?” (Uleman in Hassin et al. (Eds.) 2005: 6)
Moreau hat sie in Anlehnung an den genialen Rationalisten und Monisten Spinoza und dessen ontologisch fundierter Affekttheorie auf den Punkt gebracht:

"Sobald man die Existenz eines Willens annimmt, der durch nichts determiniert wird, kann man nur sagen, wie die Menschen sein sollten, oder bedauern, dass sie nicht so sind. Man kann jedoch nicht untersuchen, nach welchen Gesetzen sie existieren, da man diese Frage unmöglich stellen kann." (S. 42)

Seit Descartes' Dualismus und Kant's frommen Wünschen marschiert die Menschheit größenwahnsinnig in die falsche Richtung und wundert sich, geistig beschränkt, über die Probleme, die sie verursacht:
"Wenn vom Standpunkt des wollenden Subjekts Kant an der Seite Descartes' steht, so steht Hegel in der Nachfolge Spinozas." (S. 38)

Die Geisteskrankheit des Konstruktivismus kennzeichnet den aktuellen Höhepunkt dieser Entwicklung.


Hegels Dialektik, obwohl weiter gehend als Kant, führt allerdings genau so in die Irre, weil sie eindimensional Subjekt und Objekt letztlich ontologisch auf die gleiche Stufe stellt, obwohl sie realistisch betrachtet hierarchisch einzuordnen sind. Die subjektive Wahrnehmung ist, wenn sie nicht zu einer Wahnvorstellung degeneriert, abhängiger vom Objekt als umgekehrt. Der Baum an sich ändert sich nicht durch unterschiedliche Perspektiven von ihm (s.a. Blog-Post vom 19.7.19 zu Adorno).

Wer sich Klarheit über den emotional-ideologischen Sumpf, in dem wir philosophisch, ideologisch und politisch absaufen, verschaffen will, muss dieses wunderbare Buch lesen!!!!!

Spinoza bietet ein solides, philosophisches Fundament für eine sozialrealistisch-wissenschaftliche Soziologie, die soziale Naturgesetze erforscht: http://bds-soz.de/wp-content/uploads/2016/06/SOZIOLOGIEHEUTE_AUGUSTausgabe2016_LSchwartz.pdf.


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Spinoza: Versuch über die Anstössigkeit seines Denkens