Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Sonntag, 1. Januar 2017

GEWALT ist menschlich!



oder

Die sozialrealistische „Logik des Sozialen“!

Wer Gewalt, Kriege und Terrorismus im menschlichen Zusammenleben minimieren will, muss ihre SOZIALEN Ursachen wissenschaftlich-realistisch begreifen.
Jeder andere Weg führt in die bekannten Sackgassen der gut gemeinten und populären emotional-ideologischen, bodenlosen Phantastereien.

Konstruktivistische Moralismen, Liebesideologien und Religionen führen offenbar weg vom Thema, verbunden mit einem subjektiven Wohlgefühl bei einem gleichzeitigen Anstieg von objektiver Gewalt, Kriegen und Terrorismus.

Wo fängt menschliche Gewalt, sozialrealistisch-systematisch betrachtet, an?

1.)   Menschen nehmen die objektive Wirklichkeit subjektiv wahr und interpretieren sie damit unvermeidlich verschieden.
2.)   Sie bilden sich eine Meinung!
3.)   Dann fangen sie an, ihre Meinungen zu kommunizieren und entdecken die Tatsache der Differenz.
4.)   Kommunikation bedeutet, soziologisch betrachtet, die unumgängliche Konstitution einer Machtbeziehung, die nur in Ausnahmefällen auf Augenhöhe bleibt.
5.)   Die ersten Sekunden jeder zwischenmenschlichen Begegnung schaffen durch Sprache, Gestik, Ausdruck eine Machtbeziehung, die sich im Laufe der Zeit verselbständigt und das wahrscheinliche Verhalten BEIDER Beteiligten steuert (Soziologie des Unbewussten). „Liebe auf den ersten Blick“ ist ein bekanntes Beispiel.
6.)   Danach fängt jeder fängt an, den Anderen gut gemeint oder in manipulativer Absicht von seiner Meinung zu überzeugen.
7.)   Wenn die Ebene der ernsthaften Wahrheitssuche auf Augenhöhe verlassen wird, was der soziale Normalfall ist, beginnt der sophistisch-rhetorische und psychologische Kampf um die Dominanz.
8.)   Dieser psychisch/psychologische Machtkampf hat also seinen Ursprung in der Wahrnehmung, in der Bildung einer Meinung und der Kommunikation an sich.
9.)   Wenn der sophistisch-rhetorisch Unterlegene sich nicht geschlagen gibt, weil er intuitiv spürt, dass er im Recht ist oder weil er schlicht dominieren will, wird aus dem psychologisch-intellektuellen Machtkampf ein physischer.
Der rhetorisch Unterlegene schlägt zu und bringt den sophistisch Überlegenen zum Schweigen.

Was bedeutet diese „Logik des Sozialen“?

Sie erklärt, warum im Zeitalter des postmodernen, subjektivistischen Meinungsfetischismus, in der es „keine objektive Wirklichkeit und Wahrheit“ mehr zu geben scheint, diese soziale, objektive Wirklichkeit zurückschlägt.

Scheinbar paradox werden Hass und Gewalt immer wahrscheinlicher, wie FB, DAS Kommunikationsinstrument der Gegenwart nur zu deutlich zeigt und auf den Straßen unübersehbar ist.

Der Relativismus und Konstruktivismus der Postmoderne haben genau das Gegenteil von Toleranz und Relativität bewirkt, weil sie die objektive Wirklichkeit leugnen, auf die sie sich implizit immer beziehen müssen, wenn sie nicht zum absurden Theater degenerieren wollen, was künstlerisch sehr wertvoll, wissenschaftlich allerdings verhängnisvoll ist.

Ein rigoroser subjektiver Dogmatismus ohne ernsthafte Wahrheitssuche ist das verheerende wissenschaftliche und gesellschaftliche Ergebnis.

Eine sozialrealistische Soziologie, wie ich sie andeute, kann diese Entwicklung im Gegensatz zum Sozialkonstruktivismus der herrschenden Beamten-Soziologie erklären.

Aber wo bleibt der Raum für die vielen zugewandten, netten oder sogar liebevollen Gespräche mit Meinungsaustausch, lieber Gerhard?
Gehören die nicht zur „Logik des Sozialen“?

Gute Frage!

Es gibt wie immer im bei soziologischen Themen um Wahrscheinlichkeiten, inklusive der Ausnahmen, die die Regel bestätigen!!!

Innerhalb von homogenen, emotional-ideologischen Komfortzonen funktioniert der gewaltfreie Meinungsaustausch, so lange die Grenzen der Ideologie nicht in Frage gestellt wird.
Hier geht es auch nicht um Wahrheitssuche, sondern um die Kehrseite der sophistisch-rhetorischen Machtstrategie.
Das emotional-ideologische Gemeinschaftsgefühl wird bedient und jeder, der dies tut, wird mit einem Zugehörigkeitsgefühl, der anderen, instinktiv-menschlichen Seite der „Logik des Sozialen“, belohnt.

Genau hier ist auch der sozialpsychologisch fassbare Übergang zur Gruppendynamik zu verorten, die Führer, Mitläufer und Außenseiter produziert.

Wenn es also soziologisch über die sozialkonstruktivistisch konzipierte Ebene hinausgeht, auf kulturelles und gesellschaftlichem Niveau hin, werden Gewalt und Machtextreme immer wahrscheinlicher.

Diese Hypothese ist im Sinne des kritischen Rationalismus von Popper durch historische Vergleiche falsifizierbar, d.h. wissenschaftlich sinnvoll.