Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Samstag, 15. Juli 2017

Das Bewusstsein und der freie Wille!

Die kopernikanische Wende im Selbstverständnis des Menschen!

Bescheidene Geister setzen die Leugnung des freien Willens mit der Ignoranz gegenüber dem Bewusstsein als Tatsache gleich. 

Das Bewusstsein existiert offensichtlich, aber als plausible Ursache für unsere Entscheidungen taugt es mittlerweile nicht mehr.

Es ist eine emergente, evolutionäre Dimension des Unbewussten und hat die Funktion, Handlungen zu rationalisieren (nachträglich zu begründen) und sie der eigenen Person zuzuordnen(awareness). (Wegner, D.M. 2002: The Illusion of Conscious Will. Cambridge: MIT Press).

Der im Beitrag mühsame, aber letztlich hilflose Versuch, die Freiheit des UNwillens wenigstens zu retten, ist ein Indiz für die letzte Phase, das liberalistische Paradigma des freien Willens zu retten.

Hier wurde der Unwille als unbewusst gesteuert nachgewiesen:
"Neuere Experimente zur Bewusstheit willentlicher Entscheidungen von Kühn und Brass[7] (2009) deuten darauf hin, dass auch Veto-Entscheidungen unbewusst getroffen werden und erst nachträglich als freie Entscheidungen empfunden werden. Libets ursprüngliche und weitestgehende Interpretation seiner Ergebnisse wäre somit nach Jahrzehnten nachträglich bestätigt worden.“ (Wikipedia)

Unser irrationales anthropozentrisches Welt- und Menschenbild weicht einem neuen Paradigma, das durch Philosophen wie Hegel, Schopenhauer, Nietzsche oder E. v. Hartmann schon vorbereitet wurde, und nun durch die Neurowissenschaften, emotional-ideologisch verstörend, unübersehbar wird.

„In fact, the list of psychological processes carried out in the new unconscious is so extensive that it raises two questions: What, if anything, cannot be done without awareness? What is consciousness for?” (Uleman in Hassin et al. (Eds.) 2005: 6)

Wie Thomas Kuhn in seiner "Struktur wissenschaftlicher Revolutionen" beschrieben hat, wehren sich im Normalfall die etablierten emotional-ideologisch gesteuerten Wissenschaften solange gegen ein revolutionierendes Paradigma, bis das alte Paradigma nicht mehr tragbar ist.

Die liberalistische Ideologie des frei und rational entscheidenden Menschen wird bald genau so zu einer historischen Episode gehören wie das geozentrische Weltbild vor Kopernikus.

Damit wird auch der Weg frei zu einer sozialrealistisch-wissenschaftlichen Konzeption sozialer Prozesse innerhalb der Soziologie und einer rationaleren Gestaltung der Strukturen in menschlichen Gesellschaften, jenseits der postmodernen, populären emotionalen "Wir"- Klamauks!



In welcher Beziehung stehen unsere Handlungen zu den Hirnprozessen, die sie vermitteln? 
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