Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Freitag, 1. August 2014

Das Argument aus der Faktizität



oder

Warum es ohne den gesunden Menschenverstand und Intuition nicht geht!

Der subjektivistische Konstruktivismus, der den Zeit-un-geist beherrscht, demonstriert, was passiert, wenn sich der Verstand verselbständigt.
Die Wirklichkeit wird zu einer relativistischen Einbildungsveranstaltung, ohne objektiven Hintergrund.
Solidarität wird zu einem VOLLSTÄNDIGEN Ersatz von Objektivität, STRUKTUREN in der Gesellschaft sind permanente Konstruktionen der beteiligten Individuen.

Die Differenz von Wahn und Wirklichkeit geht verloren, die Gesellschaft wird schizophren.

Erst die gewaltige Leistung von Ausnahme-Denkern, die Intuition und Denken wieder verbinden, Regel und Ausnahme unterscheiden und die subjektiven Interpretationen von objektiven Sachverhalten von den objektiven Sachverhalten an sich trennen, landen wieder im Reich der Vernunft.

Alle großen Denker haben seit jeher vor den einseitigen Verirrungen des Verstandes gewarnt und die Einheit von Erfahrung und Denken als Ziel formuliert.

Der folgende Gewalt-Akt ist aktuell philosophisch notwendig, um die Wissenschaft des Denkens und der Weisheit wieder mit der selbstverständlichen Evidenz, die der gesunde Menschenverstand liefert, zu verbinden.

Der gesunde Menschenverstand und die Intuition sind die NOTWENDIGEN, NICHT hinreichenden Bedingungen, um die Realität realistisch zu begreifen.

Innerhalb der Wissenschaft nennt man das die Einheit von Theorie und Empirie, außerhalb die Einheit von Theorie und Praxis als idealtypische Norm menschlich möglicher Erkenntnis von objektiver Realität.

Philosophisch nennt der „neue, ontologische Realismus“ diesen Einwand gegen den Konstruktivismus das „Argument aus der Faktizität“:

„Faktizität ist der Umstand, dass es überhaupt etwas gibt. Dieser Umstand ist ein Faktum, eine Tatsache. Das ARGUMENT AUS DER FAKTIZITÄT wendet gegen den Konstruktivismus ein, dass dieser übersieht, dass er Tatsachen in Anspruch nimmt, die nicht konstruiert sind. Diese Tatsachen betreffen den Konstruktivismus selbst. Denn damit es sich bei dem Konstruktivismus um den Konstruktivismus und nicht etwa um Bananen oder einen ICE handelt, muss einiges auf ihn zutreffen: Er will eine Theorie sein, die bestimmte Aussagen trifft, insbesondere die Aussage, dass alle Theorien konstruiert sind. In diesem Rahmen behauptet der Konstruktivismus üblicherweise, dass irgendeine Menge von Tatsachen nur relativ auf irgendein epistemisches System besteht, sei dies ein Überzeugungssystem, eine Registratur oder eine bestimmte formale Struktur. Er behauptet also im Allgemeinen:
Die Tatsachenmenge T ist relativ auf das epistemische System S.

Der Neurokonstruktivismus behauptet beispielsweise, dass die bunte Welt, die uns erscheint, relativ auf den menschlichen Organismus, besonders auf unser Gehirn ist. Gäbe es keine bestimmte Gehirne einer bestimmten Art, wäre es nicht wahr, dass ich gerade im Zug von Arhus nach Kopenhagen sitze, es draußen regnet und der Zug seit 20 Minuten an sehr vielen dunkelgrünen Wiesen und gelben Rapsfeldern vorbeifährt. Wenn während der Abfassung dieser Zeilen alle Gehirne im Universum verschwunden wären, wäre der Satz dem Neurokonstruktivismus nach falsch gewesen- es hätte keine fahrenden Züge und dunkelgrüne Wiesen gegeben.“

(Markus Gabriel 2012: S. 164/165)