Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Montag, 4. August 2014

Die REALITÄT der BEZIEHUNG


“The meeting of two personalities is like the contact of two chemical substances: if there is any reaction, both are transformed.”

- Carl Jung
"Das Treffen zweier Persönlichkeiten ist wie der Kontakt zweier chemischer Substanzen: Wenn es eine Reaktion gibt, werden beide transformiert."
C. G. Jung (Übersetzung Gudrun Haep)


Eine Reaktion gibt es auf jeden Fall, manchmal eine abstoßende.

Ansonsten bildet sich eine sich verselbständigende REALITÄT (Beziehung), die das Verhalten von beiden STEUERT.

Im Laufe der Zeit wird das Verhalten der Beteiligten, besonders in Konfliktsituationen, immer vorhersehbarer.

In meiner "Soziologie des Unbewussten" gibt es dazu ein schönes Zitat aus Brooks "Der Mensch, das soziale Tier":

"Eine Ehe ist ein emergentes System. Francine Klagsbrun hat beobachtet, dass sich bei einer Paartherapie -neben dem Therapeuten- immer DREI (Hervorh.GSch.) Personen im Raum befinden, der Mann, die Frau und DIE EHE SELBST ( Hervorh. GSch. ). Die Ehe ist die lebende Geschichte all der Dinge, die zwischen Mann und Frau passiert sind. Sobald sich Muster herausgebildet und in ihren beiden Gehirnen verankert haben, beginnt die Ehe selbst ihr individuelles Verhalten zu PRÄGEN (Hervorh. G.Sch.). Obgleich sie in dem Raum zwischen ihnen existiert, hat sie einen ganz eigenständigen Einfluß."
(Brooks 2012: 176)

Sonja Myr: Steuert die verselbständigte Realität immer das Verhalten, oder kann das durch Wahrnehmung auch anders sein? Was steuert dann?
Gerhard Schwartz Diese REALITÄT der Beziehung steuert UNBEWUSST das TYPISCHE Verhalten in einer Beziehung oder die WAHRSCHEINLICHEN Interaktionen, besonders deutlich sichtbar in Konfliktsituationen. 
Das ist die PRINZIPIELLE, gesetzmäßige (wahrscheinlichkeitstheoretisch), UNAUFHEBBARE soziologische Dimension JEDER Beziehung. 
INDIVIDUELL, PSYCHOLOGISCH kann diese SOZIOLOGISCHE Struktur durch UNWAHRSCHEINLICHES HANDELN (Therapie/30 Tage Rückzug in die Wüste/ intensive Arbeit an der Selbstwahrnehmung/ Unterbrechung der Beziehung/ Beenden der Beziehung usw.) KONKRET verändert werden (andere ontologische und logische Abstraktionsebene), um dann WIEDER als unbewusste Struktur das zukünftige TYPISCHE Verhalten zu steuern. 
Eine Beziehung als permanente therapeutische Selbstwahrnehmung und Reflexion ist, soziologisch betrachtet, die unwahrscheinlichste Ausnahme, die man sich vorstellen kann. 
Über diese, konkrete, soziologisch äußerst unwahrscheinliche intensive Selbstwahrnehmung ist es dann z.B. mit der Hilfe eines Therapeuten möglich, die REALITÄT der Beziehung und die eigene realistische Beziehung zur REALITÄT der Beziehung REALISTISCH wahrzunehmen. 
In der Therapie ist die BEZIEHUNG zum Therapeuten ( auch in der Ehe-Therapie) und der therapeutische Umgang mit ihr die URSACHE für diese Veränderung der Wahrnehmung und des Verhaltens.