Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Sonntag, 25. November 2018

Dirk Baecker und die Komplexitätsideologie!

Es stimmt!

Die Verabsolutierung der formalen Logik als Maß für Erkenntnisfortschritt ist zu einer Behinderung geworden, wie in früheren Zeiten der naive Realismus.

Aber die soziologische Systemtheorie kippt das Kind mit dem Bade aus.

Sie ist zu einer Komplexitätsideologie degeneriert, die eindimensional-relativistisch nicht mehr in der Lage ist, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden und Prioritätshierarchien wissenschaftlich zu erfassen. 

Ihre Deontologisierung und ihre interaktionistische Sackgasse verbaut systematisch den Weg der Soziologie zu einer theoretisch und empirisch fundierten Wissenschaft.

Soziale und gesellschaftliche Strukturen und ihre Wirkungen lösen sich in intellektualistischem Geschwafel auf. 
SIE verabsolutiert dadurch das, was sie selbst kritisiert, nämlich Logik ohne die ganzheitlich-intuitive, rationale Erfassung des Wesens dieser Strukturen! 

Den Ausweg aus der von ihr in den Vordergrund gerückten Selbstreferenz bietet Kurt Gödel mit seiner Unterscheidung von Wahrheit und Beweis (Unvollständigkeitstheoreme).

Die sich differenztheoretisch verstehende Systemtheorie verpasst die Differenz zwischen ihrer eigenen relativistisch-konstruktivistischen Zerstörung von Wahrheit und Objektivität und der RELATIVEN, wissenschaftlichen Annäherung an objektive Wahrheiten und Realitäten auf der Basis eines spekulativen Realismus inkl. der damit notwendig verbundenen, oft implizit versteckten Metaphysik.

Kommentar im Originalpost!
Stefan Hopf:
"Sie ist zu einer Komplexitätsideologie degeneriert, die eindimensional-relativistisch nicht mehr in der Lage ist, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden und Prioritätshierarchien wissenschaftlich zu erfassen"

Ich kann diese Analyse nicht teilen. Erstens ist die Aussage zu undifferenziert. Worauf bezieht sich die Aussage? Auf die System-Umwelt Beziehung generell? Hier gibt es in dem Sinne nichts "Unwesentliches", weil das System die Umwelt als Umwelt braucht, um sich von ihr abzugrenzen, sich als System zu konstituieren. Hinsichtlich spezifischer Elemente der Umwelt hingegen, sagt die Systemtheorie doch relativ klar was für ein System "wesentlich" ist, nämliches alles was aus der Umwelt in das System transformiert wird. 

Für die Operation (d.h. die Beobachtung) löst die Systemtheorie (so wie ich sie vor allem im Anschluss an Luhmann kenne), die Unterscheidung in Wesentlich und Unwesentlich wiederum ganz bewusst auf. 

Beobachtungen sind kontinuierlich ablaufenden Operationen, die an andere Beobachtungen anschließen. Der Thermostat beobachtet die Raumtemperatur auf Basis der drei Unterscheidungen von (A) zu warm/richtige Temperatur, (B) zu klat/richtige Temperatur und diese beiden Unterscheidung mit der Unterscheidung (C) Heizung an/Heizung aus. 

Für die Anschlussfähigkeit von "C" an "B" oder "A", ist (i) die Unterscheidung zwischen "A" und "B" relevant, also verkürzt die Unterscheidung zu warm/zu kalt. Hier ist die aufgeblendete Seite der Unterscheidung genauso wesentlich, wie die nicht aufgeblendete Seite, da ansonsten (ii) ja die Unterscheidung "C" Heizung an/Heizung aus nicht anschlussfähig ist. 

Nur im "alltagssprachlichen" Verständnis könnte man meinen, was innerhalb eines Systems in einem Moment aufgeblendet (oder aktualisiert wird) und sich dadurch als anschlussfähig zeigt, ist für diesen Moment, "wesentlich". Was nicht aufgeblendet wird, sei also "unwesentlich". Tatsächlich ist aber beides wesentlich für die Anschlussfähigkeit.

Gerhard Schwartz:

Stefan Hopf, der funktionierende Thermostat regelt die Raumtemperatur so, dass sie um eine OBJEKTIV EINDEUTIG messbare Temperatur schwankt. Das ist der Sinn und die Funktion des Themostats, er VERURSACHT die relative Konstanz der Raumtemperatur. Wenn mein alter Lehrer Niklas Luhmann von Realismus spricht, muss ich heute laut lachen (damals habe ich das während meiner Faszination überhört)! Sein Konstruktivismus wird an diesen Stellen absurd, weil er etwas voraussetzen muss, was er als alteuropäisch-ontologisch negiert (http://bds-soz.de/.../SOZIOLOGIEHEUTE_AUGUSTausgabe2016...). Einer seiner wortgewaltigen Epigonen, Armin Nassehi, war, trotz mehrfacher Versuche meinerseits, nicht in der Lage, mit mir an einem einfachen Beispiel eines sozialen Phänomens die Differenz Konstruktivismus/Realismus zu klären. Vielleicht können Sie ihm ja dabei helfen!? Zur Erinnerung habe ich mir das noch einmal angehört, wobei ich merkte, wie unsicher der liebe Niklas Luhmann geworden war bezüglich seines von ihm selbst so genannten Theorie-Spiels ("Mal sehen, wie weit wir damit kommen!?") im Verhältnis zu 1982: https://soundcloud.com/carlauerverlag/sets/niklas-luhmann-einfuehrung-in?fbclid=IwAR2iDuO7iKd-FmJMOzVe5lNBlzdt8_tz3Jr59QIpLy8c1M0ZCvpua6Mq0oA
"Die Logik hat ihre aristotelische Aufgabe, das Denken widerspruchsfrei zu halten, jahrhundertelang erfüllt und damit einen Beitrag zur Entwicklung der modernen Wissenschaften geleistet. Sie wird in diesem Jahrhundert jedoch zu einer Behinderung der Weiterentwicklung der Wissenschaft"

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Sein Kalkül belehrte nicht nur Luhmann / Von Dirk Baecker