Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Sonntag, 15. Juni 2014

Die Fernseh-Quote und die Schizophrenie des Zeit-un-geistes!

Sehr interessant!
Diese Dokumentation zeigt die Macht der Zuschauer, die zugleich ihre Ohnmacht ist.
Die Zuschauer haben mit der Quote die Macht, ihre eigene Verblödung zu maximieren.

UNBEWUSST wählen sie die Programme, die sie am besten manipulieren, die massenpsychologisch-suggestiv am besten gemacht sind.

Die Fernsehgrößen, die sie beratenden Mittelmaß-Intellektuellen und der liberalistische Zeit-un-geist werten die Ergebnisse dieser Manipulation als FREIE, RATIONALE Entscheidungen des selbst bestimmten, aufgeklärten Individuums und perfektionieren das VerblödungsSYSTEM, natürlich mit gutem Gewissen.

Denn sie sind ja nicht schlauer als die Masse/Mehrheit, die sie verblöden.

Ein wunderbares Beispiel für die offensichtliche Schizophrenie unserer Zeit.

Genauso stellt sich das Verhältnis von WERBUNG und KONSUM dar, dass von den liberalistischen Anbetern des Kapitalismus NICHT als menschenverachtende Karikatur eines menschengerechten Marktes begriffen wird.

 

Dienstag, 10. Juni 2014

Die Dummheit der Masse und die Weisheit der Vielen

The Wisdom of Crowds - Surowiecki

 
Das demokratisch-aufklärerische Ideal des Rationalität wird zur Ideologie des Rationalismus, wenn es z.B. die Umsetzung von Le Bons Massenpsychologie in der Propaganda von Goebbels (Nationalsozialismus) und in dem heutigen Erfolg von Werbung und politischer Propaganda (wenn sie wirkungsvoll gemacht sind) nicht berücksichtigt.

Der Kontrapunkt zur Massenpsychologie Le Bons ist Surowieckis „The Wisdom of Crowds“.

Ein Widerspruch?

Nein, nicht unbedingt, sondern nur für die Ideologen des Rationalismus und für das Selbstverständnis der intellektuellen Elite der Konsens-Demokratie und des Mittelmaßes.

Für sie ist die "Weisheit der Vielen" ein Schlag ins narzisstische Gesicht. Die basisdemokratischen Ergebnisse bei einer Befragung OHNE die angestrengten, argumentativen Überzeugungsversuche der expliziten und impliziten rationalistischen Ideologen werden typischerweise der Realität gerechter werden, als die Analysen der sog. Experten und Meinungsführer der Schreispirale (Tilman Steiner) in den Medien.


Dies gilt auch für komplexe, anspruchsvolle Themen, wenn die Antworten handlungs- und entscheidungsorientiert auf klare Alternativen reduziert werden. 

Dies weist Surowiecki eindrucksvoll nach.

Was bedeutet das für unser aktuelles Demokratieverständnis?

Sonntag, 8. Juni 2014

Die Welle!



 „Macht durch Disziplin! Macht durch Gemeinschaft! Macht durch Handeln!“

Ein Experiment, das die historische Ausnahme faschistischer Strukturen in einer „High-School-Klasse“ 1967 im aufgeklärten Amerika spielerisch nachzeichnen will, gerät außer Kontrolle.

Das Unbewusste übernimmt die Führung bis zum tragischen Schluss.

Angetreten, um die aufgeklärte Rationalität im demokratischen Amerika zu beweisen, beweist dieses Experiment soziologische Gesetzmäßigkeiten jenseits historischer Zufälligkeiten. Gemeinschaft und Führerkultur entpuppen sich als Grundbausteine von sozialen Prozessen.

Absurderweise stellt die deutsche, universitäre Soziologie erst heute, 70 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus die Frage, ob denn überhaupt diese historische Erfahrung eine Bedeutung für die soziologische Theorie habe. Typisch für die realitätsfremde, zeitgenössische Soziologie verneint die Mehrheit der „Zeitgeist-Soziologen“ diese Frage tendenziell und zeigt, wie weit sie vom Begreifen sozialer Prozesse entfernt ist.

„Die Welle“ ist 2008 beindruckend und bedrückend mit einem überzeugenden  Jürgen Vogel in der Hauptrolle verfilmt worden:


http://www.spiegel.de/kultur/kino/film-die-welle-wie-sich-schueler-fre...

10. März 2008 ... Graffiti, Gras, Gemeinschaftsdrang: Der Kinofilm "Die Welle" zeigt, wie leicht auch
heute Wiedergänger der Hitler-Jugend geschaffen werden

Sonntag, 1. Juni 2014

Die Soziologen und der Pudding an der Wand!



Warum eine neue, wissenschaftliche Sicht auf soziale Prozesse und Strukturen notwendig ist!
(Re-Kommentar auf Prof. Albrechts Antwort, siehe auch www.soziologie.de/blog)

„Die Frage, auf welcher Ebene “das soziologisch Markante” angesiedelt ist, stellt sich bei jedem Gegenstand von Neuem – und lässt sich bei keinem eindeutig beantworten.“
Der konstruktivistische Zeitgeist schlägt unbarmherzig zu.  Wer die Objektivität von sozialen Strukturen und ihren Wirkungen erforschen will, nach Wahrheit suchen und  wissenschaftliches  Denken in den Sozialwissenschaften zum Maßstab  seriöser Arbeit machen will, muss aufpassen, nicht in eine geschlossene Anstalt eingewiesen zu werden. 

Dass der radikale Konstruktivismus philosophisch betrachtet eine Absurdität darstellt, zeigt z.B. der neue ontologische Realismus von Markus Gabriel. 
Aber das spielt keine Rolle. „Die Soziologie als Dauerkrise“ lautet das fast stolz verkündete neue Paradigma der Soziologie. Man glaubt es kaum, aber aus einem  Defizit wird das Wesen der Soziologie nach heutigen Maßstäben. Entschuldigung, Wesentliches gibt es ja nicht!
Wenn man ein Thema der Soziologie im alten Sinn auf den Punkt bringen will, hat man das Gefühl, in der Auseinandersetzung mit anderen Perspektiven  und Beiträgen (die natürlich alle gleich relevant sind), wissenschaftlich korrekt formuliert, „einen Pudding an die Wand nageln zu wollen“. 
Hier: „Deshalb gelingt es ihr durch ihre innere Pluralität im Gegensatz zu anderen Sozialwissenschaften, die Komplexität dieser drei Ebenen erstaunlich produktiv im Blick zu halten.“
Die Steigerung von Komplexität, mein Lehrer Luhmann lässt grüßen, ist das Ziel, selbstverständlich nicht die Erkenntnis von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen. Dieser Anspruch ist, wie gesagt, zeitgeistgemäß psychiatrieverdächtig.
Radikal "konstruktivistisch" betrachtet Ihr Kollege Wagner und unsere DGS die Soziologie als „erstaunlich abgestürzt“:
"Das (dass keine aktuellen Publikationen zum aktuellen Stand der Forschung soziologischer Wissenschaftstheorie zu finden sind, G.A.S.) ist kein Zufall, denn im Unterschied zu anderen Einzelwissenschaften findet man in diesem Fach noch nicht einmal annähernd eine facheinheitliche Konzeption von Gegenstand und Methode, die man referierend vorstellen könnte. Was man findet, sind viele widersprüchliche Positionen (Braun,2008), die überblicksartig vorzustellen müßig wäre. Man würde damit nur einen Missstand dokumentieren, der offenbar für den Missstand des ganzen Fachs verantwortlich ist. 'Es gibt in diesem Fach derzeit keinen Stand der Erkenntnis', lautet die öffentlichkeitswirksame (Hervorhebung .G. A. S.) Kritik anlässlich des Jubiläumskongresses, den die Deutsche Gesellschaft für Soziologie zur Feier ihres 100-jährigen Bestehens 2010 in Frankfurt am Main ausgerichtet hatte ( Kaube 2010).
Als wollten sie dieses vernichtende Urteil ( Hervorhebung G.A.S.) bestätigen, ließen kurz darauf Fachvertreter in einer Befragung durchblicken, dass es tatsächlich keinen 'Konsens über das Grundwissen der Disziplin' gibt, was sich in erster Linie mit einer 'fehlenden gemeinsamen wissenschaftstheoretischen Vororientierung im Fach' erklären lässt (Braun & Ganser 2011:171)
Da die Soziologie offenbar wie ein Computer abgestürzt ist,..."  (Wagner 2012:1)

Natürlich sind beide Perspektiven gleichwertig, denn es handelt sich ja um zwei verschiedene Beobachter.

Die Soziologie ist besonders produktiv in der Produktion von Texten und von Komplexität, sicher sinnvoll für die vorwissenschaftliche Phase einer möglichen, wissenschaftlichen Soziologie. Zugegeben, die Soziologie ist noch ein sehr junges Fach und hat das Recht auf Verirrungen.
Und wenn das aus einer gut bezahlten und abgesicherten Position heraus passiert, ist da karrieresoziologisch-interpretativ betrachtet, nichts einzuwenden.
Nur, wenn damit ernsthafte gesellschaftliche Probleme gelöst werden sollen, ist eine solche Selbststilisierung natürlich höchst bedenklich.
Jede empirische Arbeit hängt wissenschaftstheoretisch von der Theorie und der Methodologie ab, die Fragestellungen und Hypothesen liefern.  Auch wenn das naiv implizit passiert, ändert dies nichts an den systematischen Grundlagen. Ansonsten wird  die ideologische Ausrichtung der Empirie und ihrer Ergebnisse gleich mitgeliefert, entweder ideologisch gezielt oder  ohne Selbstwahrnehmung der eigenen emotional-ideologischen Komfortzone.
Auch die Abgrenzung zum naturwissenschaftlichen Erkenntnisprozess gehört sicherlich zur  vorwissenschaftlichen  Phase einer jeden Wissenschaft, die Alchemie führte zur Chemie mit anfänglich großen Widerständen.
Es gilt immer noch Piaget und „Das falsche Ideal einer suprawissenschaftlichen Erkenntnis.“
Der Mensch und sein Geist sind auch Teile der Natur. Insofern ist zu vermuten,  dass es auch in diesem Bereich Gesetze gibt wie im übrigen Teil der Natur.  Sichtbar werden solche Gesetze z.B. im Bereich von Massenpsychologie/Medien/Propaganda und Werbung oder z.B. auf der Interaktionsebene beim Thema „Gruppendynamik“.
Ich war erstaunt als ein Kollege vom BDS ganz entsetzt war, als ich den Begriff „Propaganda“  benutzte.  Dieser Begriff sei doch heute nun wirklich nicht mehr soziologisch brauchbar, meinte er. Bei so viel Realitätsblindheit  ist das Ansehen der Soziologie nachvollziehbar  äußerst gefährdet.

Der Absturz der Soziologie wird verursacht durch das beharrliche Festhalten am „methodologischen Individualismus“, der Strukturen absurderweise durch individuelles Handeln zu erklären versucht, das in Wahrheit umgekehrt TYPISCHERWEISE durch die Struktur determiniert wird. Das  hat nicht einmal etwas mit Dialektik zu tun, sondern ist schlicht zirkulär und erklärt entgegen ihren eigenen Ansprüchen gar nichts. Die interpretative Soziologie verhindert eine klare soziologische Methodologie/Theorie und Distanzierung von der Psychologie und der Psychologisierung sozialer Prozesse.

Die Steigerung von Komplexität und das muntere Produzieren von soziologischen Texten auf der Basis des operativen Konstruktivismus der Systemtheorie führt dazu, dass hierarchisches Denken, den systematischen Unterschied zwischen Regel und Ausnahme und der Sinn für das Wesen eines konkreten, sozialen Prozesses aus dem Blickfeld geraten sind.

Soziale Prozesse werden TYPISCHERWEISE gesteuert durch Macht oder Gewalt (Regel). In Ausnahmefällen kommt es zum reziproken Austausch, entweder zufällig am Rand der Wahrscheinlichkeitsverteilung oder systematisch, wenn die involvierten sozialen Gesetze (Macht/Gewalt)  angewandt werden zur gezielten Gestaltung sozialer Prozesse (s. Brainstorming oder Gestaltung von Gruppen s. “The Difference“ v. Page).

Die mögliche, soziologische Erkenntnis von Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen auf der Basis eines „methodologischen Strukturalismus“ ist dringend notwendig, wenn die politisch-gesellschaftliche Verantwortung für Strukturen wieder ernstgenommen werden soll.

Montag, 26. Mai 2014

Die Systemtheorie und das Unbewusste


Der Systemtheoretiker Peter Fuchs entlarvt das Unbewusste als Schwachstelle der Luhmannschen Systemtheorie beim Vergleich mit der  Psychoanalyse Freuds und Lacans. Beide Theorien haben einen universalistischen Anspruch, keine kann die andere einfach ersetzen. 

Ihr Kontakt geht in folgende Richtung:
„Es ist ohne Frage die Systemtheorie, die mit ihrer Beobachtungsdifferentialität den Kontakt ausarbeitet, aber dieser Vorteil wird auf satte Weise ausgeglichen dadurch, daß sie es damit ist, die sich der Gefahr aussetzt, als zu schwach beobachtet zu werden.“ (Fuchs 1998: 237)
Welche Möglichkeiten, voneinander zu lernen, ergeben sich aus der Sicht des Systemtheoretikers?

„Die Stoßrichtung ergibt sich aus der Vorstellung, daß auch die Beobachtung des Bewußtseins durch die dafür eingesetzten Bewußtseinsexperten auf Kommunikationsprozesse umgeschrieben werden könne. Es geht also um die weitere Radikalisierung des Projekts der Umschrift psychisch gedeuteter Prozesse auf Sozialität.“ (Fuchs 1998: 237)

Die Psychoanalyse und die Entdeckung des Unbewussten könnten 100 Jahre nach Durkheim und Freud zu einem neuen Fundament einer wissenschaftlichen Struktursoziologie werden, nach den letztlich gescheiterten Versuchen, den methodologischen Individualismus und die darauf aufbauende soziologische Theorie als DIE Methodologie und Theorie der Soziologie zu etablieren.



Freud hat die „Aushebelung des Bewußtseins als Zentralinstanz des Psychischen“ (Fuchs 1998: 239) vollzogen. Heute feiert das Unbewusste, lange Zeit als wissenschaftlich unbegreifbar behandelt, in den Neurowissenschaften als „das Implizite“ ein dramatisches Comeback.

Das könnte laut Peter Fuchs unabsehbare  epistemologische Folgen haben, da die Idee der Einheit des Bewußtseins und der unserer Vorstellung des Subjekts aufgegeben werden muß.

Seine Horrorvision, m.E. der einzig realistische Weg für die Soziologie:

„ Diese Einsicht (dass Bewusstsein und Gesellschaft polykontextural und selbstblind sind, G.Sch), gesellschaftlich kommuniziert oder gar akzeptiert, würde das, was dann noch an Kommunikation möglich ist, dramatisch verändern. Alle kommunikativen Zurechnungsroutinen und –strategien würden erodieren. Das Bewußtsein müßte seine Sozialität entdecken, die absolute Dominanz der Verlautbarungswelt. Das entscheidende >Wesen< wäre die Gesellschaft, die jedes einzelne Bewußtsein so durchflutet, daß es sich selbst nicht anders als mit den so angelieferten sozialen Unterscheidungen entdecken kann. Statt <Wesen> würde man sagen können: Subjekt. … UND –HORRIBILE  DICTU - : DIE WISSENSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN WÄRE DIE SOZIOLOGIE (Hervorh.G.Sch.), die Lehre von den sozialen Unterscheidungen.“ (Fuchs 1998: 239/240)

Das Projekt Durkheims kann in eine neue Phase eintreten, nicht als Schreckensvision, sondern als ein weiterer Schritt, Soziologie als Wissenschaft weiterzuentwickeln.

Sonntag, 25. Mai 2014

BILDER UND DIE MANIPULATION DURCH MEDIEN

Wenn Bilder beliebig manipulierbar sind, welche Kontrolle soll es dann geben, zu prüfen, ob sie der Wirklichkeit entsprechen??????

Es ist eine Illusion zu glauben, dass die guten, unabhängigen  Medien AUF DAUER die Wirklichkeit zeigen, wie sie ist!!

Sie können meine Gefühle und meine Leidenschaften genauso zum Schluss für ihre Zwecke missbrauchen wie die manipulativen Mainstream-Medien.

Aussichtsloser Kampf!

Nein, aber die Lösung WIDERSPRICHT dem  Interesse der guten, unahängigen, global orientierten Medien. Auch hier spielt der MACHTfaktor zum Schluss die entscheidende Rolle.

Die Lösung besteht in einer Änderung der STRUKTUREN, wie im politischen System.

Radikale Dezentralisierung, nur LOKALE Medien, nur LOKALE Werbung, nur LOKALE Politik.

Diese STRUKTUREN können nur mit Macht und im Rahmen von politischen KÄMPFEN (Massenpsychologie) durchgesetzt werden. Scheinbar paradox, aber wahr.

Hier haben der Zentralismus und der Staat ihren Platz!

Montag, 12. Mai 2014

Werbung und strukturelle Gewalt!


Mit der Ideologie der "Freiheit" und des "rationalen, selbstbestimmten Menschen" werden weiterhin Milliarden verdient, z.B. in der milliardenschweren Werbung.

Ein Auszug aus meiner Arbeit zur "Soziologie des Unbewussten":

"Um das Unbewusste kümmern sich heutzutage keine Soziologen mehr, sondern Hirnforscher und Werbefachleute mit praktischen, messbaren Erfolgen und wissenschaftlich-empirischer Forschungsarbeit, z.B. im Bereich Neuromarketing.

Hier nennt man das Unbewusste 2008 ideologiefrei „das Implizite“ und titelt „Die Neuentdeckung des Unbewussten in der Hirnforschung“:

„Es hat nichts mehr mit Freuds ‚feucht-fröhlicher Dunkelkammer' zu tun. Deshalb sprechen die Forscher lieber von ‚impliziten‘ Vorgängen. Lange Jahre war das Unbewusste tabu, es galt geradezu als unwissenschaftlich, sich dazu zu äußern. Heute aber wissen wir, dass das Bewusstsein eher den Ausnahmezustand beschreibt. Die Hirnforschung hat seit einigen Jahren das „Unbewusste“ bzw. „Implizite“ wieder salonfähig gemacht. … Es geht also nicht mehr nur um die Emotionen und Triebe, sondern auch um Gedächtnis, Lernen, Wahrnehmung und Entscheidungen – also kognitive Vorgänge, zu denen wir aber auch keinen bewussten Zugang haben.“ (Scheier/Held 2008: 59)

Aus dem Buch „Wie Werbung wirkt. Erkenntnisse des Neuromarketing“ von Scheier/Held einige Kernsätze zur Illustration:

„Kunden können häufig keine Auskunft über die wahren Gründe ihres Kaufverhaltens geben, weil viele Signale unbewusst wirken.“ (16)

„Die Trennung von Emotion und Ratio ist aus Sicht der Anatomie und Funktionsweise des Gehirns wenig sinnvoll. Es gibt keine rein rationalen Vorgänge im Gehirn.“ (26)

„Das Gehirn ist fundamental sozial, für keine andere Funktion gibt es so viele Spezialisten im Gehirn wie für den sozialen Austausch.“ (29)

„Man kommuniziert immer mehr als das explizit Gesagte-durch die subtilen, nonverbalen Codes.“ (36)

„Fast 100 Prozent der Daten, die das Gehirn aufnimmt, bleiben unbewusst.“ (48)

„Bei Diskrepanzen gewinnt das Implizite, weil dafür mehr Ressourcen im Gehirn zur Verfügung stehen.“ (50)

„Subtile, implizite Codes steuern das Verhalten, nicht die reflektierten Kosten-Nutzen-Abwägungen.“ (54)

„Das neue Unbewusste sind die impliziten, also nicht reflektierten Vorgänge im Gehirn, die unser Verhalten massiv steuern, wie ein Autopilot.“ (59)

„Symbole transportieren implizite, kulturell gelernte Bedeutungen besonders effizient. Symbole können unmittelbar Verhaltensprogramme im Autopiloten aktivieren.“ (75)

Nicht die individuell-bewusste Motivation steuert das Verhalten, sondern wie das „Züricher Modell der sozialen Motivation“ von Norbert Bischof es formuliert, grundlegende, implizit auslösende Motive wie „Sicherheit“, „Erregung/Abenteuer“ oder „Unabhängigkeit“.

Und hier spielt heutzutage die Musik der empirischen Sozialforschung, weil ihre Ergebnisse Umsatz und Profit steigern. Die rechtlich geschützte „Implicit Toolbox“ misst explizite und implizite Wirkung von Codes und Symbolen.

Die aktuelle wissenschaftliche Soziologie bestreitet dagegen "theoretisch fundiert", dass Werbung überhaupt eine systematische, kausale Wirkung hat und ermöglicht dadurch IMPLIZIT den Ausbau der "ideologiefreien" Profite in Werbung und Politik."