Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Samstag, 10. Januar 2015

Die TRAUMATISIERTE Soziologie


oder 

DER HILFLOSE PROFESSOR (3)

Der hilflose Professor (2) ist bei mir in FB nachzulesen.

Hier noch ein „INTELLEKTUELL unergiebiger“ Text eines MENSA-Mitglieds, den Herr Prof. Etzemüller gnädigerweise NOCH freigeschaltet und NICHT kommentiert hat.

„Intellektuell“ war nie mit „intelligent“ identisch, aber seit der Bologna-Reform ist „intellektuell“ oft Lichtjahre von „intelligent“ entfernt. Die Intellektuellen sind zu einem emotional-ideologischen Zirkel degeneriert, in dem sich die “aufgeblasene Rhetorik“ (Markus Gabriel) wie ein Virus ausbreitet und das demokratisch aufgepeppte Mittelmaß und „der kleinste gemeinsame Nenner“ die Messlatte für die konstruktivistische „Wahrheit“ darstellen.

60% Studenten pro Jahrgang sind nun mal auch 30 mal mehr Intelligenz als 2% Hochbegabte, die zum Teil nicht an einer HOCHschule studieren, weil sie die Abwertung der Durchschnittsgehirne nicht ertragen und sich verletzt zurückziehen oder schlicht ihre Hochbegabung als Problem nicht erkennen.

Dass 60 = 30 x 2 ist, kann doch jeder nachrechnen, notfalls mit dem Taschenrechner, sagen die Intellektuellen!

Da liegt der Herr Professor doch voll im Trend der Zeit und die Professoren müssen, soziologisch gesehen, ja auch den 60% angepasst werden, was autopoietisch passiert.

Und überhaupt: Was ist schon „IQ“? Weiß doch heute JEDER, dass das ein willkürliches Konstrukt ohne jeglichen WIRKlichen, objektiven Hintergrund ist, einfach eine andere Wahrnehmung, ein beliebig auswechselbares Konstrukt!

Nur fleißig trainieren, „Einstein“ steckt in jedem von uns, Epiphänomen nennen das die Intellektuellen heute.

Es lebe das SOZIOtainment an den HOCHschulen! Erkenntnissuche war gestern.

Zum Text:

Herr Prof. Etzemüller schrieb u.a.:

„Es waren die Speers, Schachts oder die Generäle, die den Krieg verlängerten, weil sie ihr Handwerk verstanden und ohne Widerstand zu leisten ausübten, nicht die Ideologen aus dem Lager Rosenberg. Hätten die mal das Sagen gehabt. Dann wäre dass Reich nämlich schon 1935 wirtschaftlich restlos ruiniert gewesen, hätte nie den Krieg führen können etc. (vgl. z.B. Adam Tooze, Ökonomie der Zerstörung). Leider gab es immer noch zu viele rationale Experten im “3. Reich”.“

Kommentar Gerhard Schwartz:


„„Nett“ hätte ich FAST zu der emotional-ideologischen Harmonie gesagt, wenn ich IHRE disziplinarische Zurechtweisung vergessen hätte, Herr Professor!

Aber zum Thema!

Soziologisch im Sinne einer MÖGLICHEN wissenschaftlichen STRUKTUR-Soziologie ist die Erklärung der Entwicklung der Soziologie im Nationalsozialismus und im Dritten Reich relativ einfach (Reduktion von Komplexität).

Die Ideologie des NationalSOZIALISMUS und die praktischen, politischen Anfänge im Dritten Reich prägten das TYPISCHE Verhalten der Masse/Mehrheit der Soziologen und das der abweichenden Minderheit, die zum Teil Deutschland verließ.

So etwa würde die von mir angedeutete „Soziologie des Unbewussten“ und ein damit verbundener „methodologischer Strukturalismus“ anfangen.

Die Soziologen waren UNBEWUSST fasziniert von dem gesellschaftlichen Gemeinschafts-Quasi-Experiment, das der Nationalsozialismus 1933 versprach. Sie sahen endlich eine historische Gelegenheit, WISSENSCHAFTLICH vorwärts zu kommen und ähnlich zu arbeiten wie die Sozialpsychologen SPÄTER in ihren tatsächlichen Experimenten zu Gemeinschaft und Autorität (Asch/Milgram/Festinger usw.).

Es fand daraufhin das statt, was sozialpsychologisch sehr gut objektiv-wissenschaftlich erforscht ist.
Das Denken wurde emotional-ideologisch auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduziert und im Falle der dramatisch wirksamen Ideologie des Nationalsozialismus in den Anfängen 1933 gleichzeitig autoritär emotional-ideologisch fanatisiert.

Ein SOZIALES NaturGESETZ, das auch heute innerhalb der Konsens-Demokratie und auf der Basis der liberalistisch-individualistischen IDEOLOGIE wirksam ist, allerdings erheblich subtiler aufgrund der massenpsychologischen Manipulation der Medien und der Bilderflut, von der der Meister-Schüler Goebbels in seiner Anwendung von Le Bons Massenpsychologie, die man heute treffender MassenSOZIOLOGIE nennen müsste, sicher fasziniert wäre.

Das zu begreifen, ist natürlich emotional-ideologisch NACH 1945 und dem Holocaust UNMÖGLICH im Rahmen der „aufgeklärten“ liberalistisch-individualistischen IDEOLOGIE und des „methodologischen Individualismus“.

Andererseits war die Sympathie der marxistischen und sozialistischen Soziologen für die DDR in der 68-er Bewegung von der gleichen an der Gemeinschaft orientierten anti-liberalistischen und -kapitalistischen IDEOLOGIE geprägt, wurde aber ideologisch und soziologisch durch Luhmanns konservative Systemtheorie und die liberal-individualistische Ideologie überhaupt relativiert und kommt heute nach dem Zusammenbruch der DDR und des Marxismus (als ÖKONOMISCHE Ideologie) nur mehr als kommunitaristische Phantasie oder in rechten und/oder konservativen Gesellschaftsvorstellungen soziologisch, ideologisch und politisch vor.

Durch den Holocaust ist die junge Wissenschaft der Soziologie so traumatisiert und schockiert worden, dass sie in eine wissenschaftlich-theoretische Starre verfiel, die bis heute andauert.

Lediglich Luhmann hat mit seiner metatheoretischen Systemtheorie für Bewegung gesorgt, die allerdings soziologisch-WISSENSCHAFTLICH folgenlos geblieben ist, weil die kausal-wissenschaftlichen Implikationen seines funktionalistischen Ansatzes noch nicht formuliert und auf die Ebene einer soziologisch-wissenschaftlichen Theorie transferiert worden sind.
Sie dient lediglich als heuristischer Ideengeber für mehr oder weniger intelligente intellektualistische Gedankenspiele und systemische Experimente, die allerdings gesellschaftlich und soziologisch mit dem hohen Preis der fatalen Komplexitäts-IDEOLOGIE und der Verantwortungslosigkeit gegenüber STRUKTUREN und ihren Wirkungen bezahlt werden.


Wissenschaftstheoretisch und theoretisch war die Soziologie in der Weimarer Republik mit einer spannenden Dreiteilung konfrontiert, die immer noch auf einen überzeugenden nächsten Schritt in Richtung Integration und VERWISSENSCHAFTLICHUNG der damals pubertierenden Soziologie wartet.

Dirk Käsler beschreibt die drei Dimensionen, die am Ende der Weimarer Republik unverbunden miteinander konkurrierten, so:

1.) die naturwissenschaftliche Perspektive (Leopold v.Wiese -Beziehungslehre)
2.) die sozialwissenschaftliche Perspektive (Weber/Mannheim/“methodologischer
Individualismus“)
3.) die kulturwissenschaftliche Perspektive (Otmar Spann)

Die Kategorie des Unbewussten, die selbst für Systemtheoretiker wie Fuchs DIE Schwachstelle der Systemtheorie ist und für den „rational-choice-Ansatz“ und den „methodologischen Individualismus“ selbstredend den a-rationalen blinden Fleck darstellt, bietet eine hervorragende Möglichkeit der Integration.

Durch den a-rationalen Schock des Holocaust ist dieser Schritt innerhalb der traumatisierten n Soziologie emotional-ideologisch fast so unmöglich, wie wissenschaftlich notwendig.

Ihr zutreffender, emotional-ideologischer Hinweis (oder ist das eine Erkenntnis?) „Das zeigt, dass der tiefe Glaube an (wissenschaftliche) Objektivität politisch/moralisch geradezu verheerende
Effekte haben kann“ ist politisch bemerkenswert vor dem Hintergrund, dass Sie für rationale, objektivierbare Erkenntnisse bezahlt werden sollten.

Zweitens ist diese Gefahr mit dem menschlichen Denken/Fühlen und den Anwendungen seiner Produkte überhaupt im Wesentlichen (Entschuldigung, schon wieder vergessen, Herr Professor!) verbunden.

Fukushima, die Atombombe, der Salafismus, der Holocaust oder die Ausrottung der nordamerikanischen Indianer zeigen in dieser Hinsicht SOZIOLOGISCHE Parallelen.

Diese Probleme werden nicht durch mehr Irrationalismus, Relativismus und durch die aufgeblasene Rhetorik (Markus Gabriel) des Konstruktivismus gelöst, sondern in dem eine WISSENSCHAFTLICHE Soziologie die sozialen NaturGESETZE menschlicher Sozialität objektiv-wissenschaftlich auf der Basis einer überzeugenden Methodologie erforscht, um soziale Prozesse jenseits der offensichtlichen IRRATIONALEN Entwicklungen zu GESTALTEN.

Es geht also um MEHR Objektivität, um emotional-ideologische Pseudo-Objektivität zu vermeiden und den GLAUBEN an Objektivität durch die rationale Orientierung an Rationalität zu ersetzen.

Das emotional-ideologische, liberalistisch-individualistisch-interaktionistische „Wir-wünschen-uns-was“ mit entsprechender emotional-ideologischer Wohlfühl-Zone als Alternative führt mit Sicherheit in den praktisch-politischen Abgrund, der sich hinter der wissenschaftstheoretisch-theoretischen Sackgasse der Soziologie versteckt.“