Soziologie-ein fliegender Holländer? https://soziologiedesunbewussten.blogspot.be/2015/12/blog-post

Soziologie- ein fliegender Holländer?

Mein Artikel aus "soziologie heute", Oktober 2015, s. Blog-Artikel vom 2.12.2015

Freitag, 29. August 2014

Was ist Aufklärung?


oder
Die Unmündigkeit der Propheten der Mündigkeit!

1784, 5 Jahre vor der französischen Revolution, prägte Kant die berühmten Sätze:
„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen.“ (S.3)

Und immer noch werden diese Sätze emotional-ideologisch gedankenlos heruntergeleiert, wenn es um die liberalistischen Grundlagen der Gesellschaft von 2014 geht.

Die Erfahrungen NACH der französischen Revolution, die Systematisierung des Zugangs zum Unbewussten durch Freud, die dramatische Umsetzung der Massenpsychologie Le Bon's durch Goebbels und die Nationalsozialisten, die Entwicklungen der Massenmedien, insbesondere Propaganda und Werbung, und die desillusionierenden Erfahrungen mit der Mündigkeit der Menschen in der manipulativen Medien- und Konsens-Demokratie?????

Kein Problem!!!!!!

Hauptsache „wir“ haben unsere Zitate zur Hand und können sie nachplappern, gedacht wurde 1784 von Kant, der Königsberg nie verlassen hat.
!784 war Kant ein bedeutender Philosoph der Freiheit.

Die Epigonen, die sich anstrengen, affenartig richtig zu zitieren (Ludwig von Mises-Zitate z.B. eingeschlossen) und dabei die aktuelle Realität verpassen, sind zu verantwortungslosen Repräsentanten einer menschenverachtenden IDEOLOGIE der Freiheit geworden, die EINE Ursache für die weltweite, gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen einseitigen IDEOLOGIEN geworden ist.

Was hat Kant selbst zu diesem gedankenlosen Umgang mit seinen Erkenntnissen gesagt. In seiner „Kritik der reinen Vernunft“ hat er sich das Nachbeten seiner Doktrinen ausdrücklich verbeten:

„Der, welcher ein System eigentlich gelernet hat“, habe sich nur „nach fremder Vernunft“ gebildet. „er hat gut gefasst und behalten, d.i. gelernet, und ist ein GIPSABDRUCK (Herv. G.Sch.) von einem lebenden Menschen.“
(Zitiert nach „Befreiende Kraft des Denkens“ von Martin Seel, Prof. für Philosophie, in der Zeit vom 14. August 2014)

Das große Geschwafel im Jahre 2014 über die mündigen Bürger im Sinne Kants, belegt mit einem 230 Jahre alten Zitat, wäre also für Kant eindeutig ein gravierendes Zeichen von himmelschreiender Unmündigkeit und Totenstarre!

Die Propheten der Mündigkeit, die sich über ihre grandiose, mündige LEISTUNG gegenüber dem unmündigen „Urnenpöbel“ und dem unmündigen „Wahlvieh“ als erlesene DENKelite definieren, sind selber nichts weiter als großmäulige Demonstranten ihrer eigenen Unmündigkeit.

Wie heißt es bei Kant weiter?

„Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben NICHT (Herv.G.Sch.) am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner OHNE LEITUNG EINES ANDEREN (Herv.G.Sch.) zu bedienen.“ (S.3)

Seid ihr Elite-“Denker“ also mündig im Sinne Kants oder nur aufgeblasene Möchtegern-Denker, die von den Durchschnittsmenschen der Masse/Mehrheit etwas verlangen, das sie selbst intellektuell nicht bieten können mit ihren Lektüre-Kursen????

Einen Trost gibt es.

Da die Wissenschaft mittlerweile herausgefunden hat, dass das Potenzial des Verstandes in der Bevölkerung normalverteilt ist wie die Körperlänge, liegt es offensichtlich am Mangel eures Verstandes.

Ihr seid also eure Unmündigkeit nicht selber schuld!!!

Nach Kant!

Heute ist Aufklärung der Ausgang DES Menschen aus der NICHT selbstverschuldeten Unmündigkeit, nicht nur für Möchtegern-Denker!

Hier wird selbständig gedacht: https://www.facebook.com/groups/248856202980438/

Samstag, 23. August 2014

ÜBERZEUGEN

DIE VISION

ÜBERZEUGEN

1.) Argumente

Rational, argumentativ überzeugen, jenseits der populären emotional-ideologischen Komfortzonen, kann man nur relativ WENIGE Menschen von einer intelligenten, vernünftigen, NEUEN Konzeption.

Die meisten Menschen sind INTELLEKTUELL nicht in der Lage, die bestehenden Verhältnisse auf einem angemessenen Abstraktionsniveau realistisch zu begreifen und darauf basierend ein neues vernünftigeres, menschengerechteres Modell der gesellschaftlichen Realität DENKEND zu konstruieren.

Andererseits sind die meisten Menschen auch wegen ihrer anthropologischen Ausstattung unfähig, EMOTIONAL die Grenzen ihrer emotional-ideologischen Komfortzonen ohne emotionale Suggestion zu überwinden

2.) Bilder/Symbole

Massenpsychologisch kann man fast alle Menschen von einem neuen Modell „überzeugen“, wenn man sie wie in Hollywood-Filmen emotional fesselt. Die Argumente müssen deshalb idealerweise in „bewegten BILDERN“, archetypische Muster abbildend, entsprechend transformiert werden, um die Masse/Mehrheit der Menschen (inkl. der sogenannten Intellektuellen) zu erreichen. Symbole bewirken über die Manipulation des UNBEWUSSTEN die Identifikation mit dem Inhalt der Geschichten.

Die Traumfabrik „Hollywood“ macht das hervorragend im Blick auf die liberalistische IDEOLOGIE des Westens, die die Ausnahme zur Regel um interpretiert und so die Realität zur Scheinwelt mit unbegrenzten Möglichkeiten für JEDERMANN menschenverachtend pervertiert.

DIE VISION muss AUF DIESEM NIVEAU Filme erzeugen und Träume produzieren mit Drehbüchern und Regisseuren, die dazu in der Lage sind.

Montag, 18. August 2014

Vernünftige Gespräche auf Augenhöhe!

Wissenschaft darf nicht durch emotional-ideologische Prämissen gesteuert werden, wie das heutzutage der Fall ist.

Die Postmoderne und der geisteskranke Konstruktivismus habe die umgekehrte Perspektive machtvoll in die Welt gebracht:


Allerdings kann und muss eine Soziologie, die als WISSENSCHAFT von sozialen Prozessen ernst zu nehmen ist, politische GestaltungsMÖGLICHKEITEN implizieren, die dann auf der Basis von POLITISCHEN Entscheidungen und Macht realisiert werden KÖNNEN.

Vernünftige Gespräche auf Augenhöhe!

Rationale Gespräche auf Argumentations-Basis sind nur mit einzelnen Menschen oder in sehr kleinen Gruppen möglich.

Ab einer einer bestimmten Anzahl, vielleicht ab 6 Personen übernimmt die Gruppendynamik die Kontrolle und dominante Meinungsführer manipulieren bewusst ODER UNBEWUSST den Kommunikationsprozess. Es geht nur noch um Macht.

Dieser gruppendynamische Prozess kann zum Teil durch eine strenge Moderation beeinflusst werden, aber jeder kennt die Stimmung in einer Gruppe, wenn sich trotzdem Außenseiter nicht mehr trauen ihre Meinung zu sagen.

Genau so verhält es ich im Bereich der Massenkommunikation in den Massenmedien. Die dominierende Schreispirale (Tilman Steiner) bewirkt eine zunehmende Schweigespirale (Noelle-Neumann), die aus der veröffentlichten Meinung ausgeblendet wird mit dramatischen Konsequenzen auf lange Sicht. Auch hier geht es nur um Macht und massenpsychologische Manipulation. Recht hat, wer am lautesten schreit und die Gefühle und damit das Denken der Masse/Mehrheit am besten steuert. Das große Dilemma der massenmedial strukturierten Konsensdemokratie.

Wann funktioniert ein vernünftiges Gespräch mit einer anderen Person oder in Kleinstgruppen?

Mindestens drei Voraussetzungen müssen erfüllt sein:

1.) Die Personen müssen annähernd ähnliche, intellektuelle Verarbeitungskapazitäten haben.
Im Zeitalter der Massen- und Intellektuellen-VERblödung wird diese Dimension meistens mit formaler Bildung verwechselt, mit der diese Bedingung NICHTS zu tun hat.
Im Gegenteil, heutzutage täuscht ein hohes formales Bildungsniveau oft aufgrund der damit verbundenen Verblödung eine intellektuelle Verarbeitungskapazität vor, die schlicht nicht vorhanden ist.

2.) Die Personen müssen eine MINIMALE emotional-ideologische Basis haben ODER ihre emotional-ideologische Basis zum Thema des Gesprächs machen können.
Ansonsten entstehen nur emotional-ideologische Machtkämpfe unter dem Deckmantel von vermeintlicher Rationalität.

3.) Die Personen müssen die ehrliche Absicht haben, sich jenseits von emotional-ideologischen Komfortzonen auszutauschen und voneinander zu lernen.

Donnerstag, 14. August 2014

Gewalt- Pinker


Die Gewalt ist sicherlich, als besondere Form der Macht, entscheidend für die Entwicklung sozialer Prozesse.

Dass sie historisch langfristig abnehmen wird, aktuell und potenziell, ist, fürchte ich, eine Fehleinschätzung.

Die von Pinker zu Recht hervorgehobene MedienGEWALT (ganz im Sinne meiner "Soziologie des Unbewussten") als Ursache für die wieder ansteigende Gewaltkriminalität birgt sicherlich auch international ein riesiges Potenzial für die massenpsychologisch manipulierbare Eskalation von Gewalt.

Dies gilt ebenso für die Atomwaffen, die zu den jüngeren Errungenschaften unserer Zivilisation zählen.

Wenn man dann den bisher unvergleichlichen, INDUSTRIELL-BÜROKRATISCHEN Tötungsapparat während der Zeit des Nationalsozialismus (inkl. der Massenmorde von Stalin und Mao) vor eben mal 60 Jahren berücksichtigt, sehe ich die Einschätzung zur ZUKÜNFTIGEN Entwicklung der Gewalt eher als emotional-ideologische Extrapolation. 


Nicht zu vergessen den islamistischen Kulturkampf um die Weltherrschaft und die aufstrebenden Chinesen mit ihrem ungeheuren militärischen und menschenbezogenen Potenzial.

Aber ein offensichtlich lesenswertes Buch. Danke für den Hinweis.

Dienstag, 12. August 2014

Der Mensch, das symbolische Tier!



Ein Beitrag von mir zur soziologischen Anthropologie:

"Der Mensch als Tier ist das Produkt seiner genetischen Anlagen, einerseits. Diese Dimensionen werden wunderbar in der Verhaltensforschung (Ethologie) erfasst und erklärt, dazu gehören Instinkte, Triebe und zum Teil Intuition. 
Das ist aber nur die halbe Wahrheit. 
DER Mensch ist ein SYMBOLISCHES Tier. 
Er schafft sich auf dieser biologischen Basis mit Hilfe seines Geistes, unbewusst und bewusst, individuell und gesellschaftlich Strukturen, die ihn über die Symbole/Bilder selbst manipulieren. 

Aus der Sicht des Individuums, das sich Symbole schafft, hat Cassirer den Begriff "das symbolische Tier" geprägt, ohne den Aspekt der STRUKTURELLEN Prägung des TYPISCHEN Verhaltens des Menschen in der Masse/Mehrheit zu begreifen und zu berücksichtigen.

C.G. Jung hat mit seinem Begriff des "Archetypus" eine Verbindung zwischen den individuell, genetischen verankerten Strukturen und den gesellschaftlich-symbolischen Dimensionen des Archetypus und ihren Wirkungen angedeutet.
Eine Persönlichkeitsstruktur z.B. ist die INDIVIDUELLE Kombination von Veranlagung und Sozialisation, deren Form und Inhalte stark durch gesellschaftliche Strukturen, die wiederum über Symbole, Bilder usw. manipulieren, gesteuert wird (in einer Medien-und Bilder-Gesellschaft bezogen auf die Masse/Mehrheit der Menschen DIE entscheidende Manipulations-Variable). 
Die Persönlichkeitsstruktur bestimmt das TYPISCHE Verhalten einer Person.
Wichtig ist, dass es darüber hinaus auch eine VERTEILUNG des Verhältnisses von Anlage/Umwelt mit erheblichen individuellen Unterschieden gibt, die man soziologisch und psychologisch berücksichtigen muss. 
Ein Genie oder ein Debiler sind sehr viel stärker GENETISCH determiniert und relativ unabhängig von gesellschaftlichen Manipulationen (von Zwangsmaßnahmen abgesehen) als z.B. der Durchschnittsmensch.
DER Mensch ist wegen seiner schwachen, offenen genetischen Basis (Mängelwesen/Gehlen) in der Masse/Mehrheit das Produkt der gesellschaftlichen STRUKTUREN (insbesondere der dominierenden Ideologie)." 

Samstag, 9. August 2014

Liberalismus und PSYCHISCHE Gewalt!

Liberalismus und Zwang

In "Die Verfassung der Freiheit" definiert der große Philosoph des Liberalismus, F.A. von Hayek,  "Zwang" jenseits von ökonomistischer, unrealistischer Verkürzung auf physische Gewalt:

"Von Zwang sprechen wir, wenn das Handeln eines Menschen dem Willen eines anderen Menschen unterworfen wird, und zwar nicht für seine eigenen Zwecke, sondern für die Zwecke des anderen."

Jeder besonders erfolgreiche Verkäufer wendet PSYCHISCHE Gewalt an, um seine Umsätze zu erzielen.

Wer jemals ein Verkaufsseminar eines erfolgreichen Veranstalters
besucht hat, weiß das.

Kaffeefahrten-Verkäufe, bei denen alte Menschen zum Kauf von billigen Artikeln zu absolut überhöhten Preisen GENÖTIGT werden, sind ein extremes, widerliches Beispiel für psychische Gewalt.

Erfolgreiche Werbung ist die Anwendung von psychischer Gewalt auf hohem Niveau mit nachweisbarer statistisch-kausaler Wirkung auf der Basis neurowissenschaftlich entwickelter Methoden.

Ein Liberaler, der die Manipulation des Unbewussten nicht als FEIND der Freiheit begreift, ist ein liberalistischer IDEOLOGE höchsten Grades.

Montag, 4. August 2014

Die REALITÄT der BEZIEHUNG


“The meeting of two personalities is like the contact of two chemical substances: if there is any reaction, both are transformed.”

- Carl Jung
"Das Treffen zweier Persönlichkeiten ist wie der Kontakt zweier chemischer Substanzen: Wenn es eine Reaktion gibt, werden beide transformiert."
C. G. Jung (Übersetzung Gudrun Haep)


Eine Reaktion gibt es auf jeden Fall, manchmal eine abstoßende.

Ansonsten bildet sich eine sich verselbständigende REALITÄT (Beziehung), die das Verhalten von beiden STEUERT.

Im Laufe der Zeit wird das Verhalten der Beteiligten, besonders in Konfliktsituationen, immer vorhersehbarer.

In meiner "Soziologie des Unbewussten" gibt es dazu ein schönes Zitat aus Brooks "Der Mensch, das soziale Tier":

"Eine Ehe ist ein emergentes System. Francine Klagsbrun hat beobachtet, dass sich bei einer Paartherapie -neben dem Therapeuten- immer DREI (Hervorh.GSch.) Personen im Raum befinden, der Mann, die Frau und DIE EHE SELBST ( Hervorh. GSch. ). Die Ehe ist die lebende Geschichte all der Dinge, die zwischen Mann und Frau passiert sind. Sobald sich Muster herausgebildet und in ihren beiden Gehirnen verankert haben, beginnt die Ehe selbst ihr individuelles Verhalten zu PRÄGEN (Hervorh. G.Sch.). Obgleich sie in dem Raum zwischen ihnen existiert, hat sie einen ganz eigenständigen Einfluß."
(Brooks 2012: 176)

Sonja Myr: Steuert die verselbständigte Realität immer das Verhalten, oder kann das durch Wahrnehmung auch anders sein? Was steuert dann?
Gerhard Schwartz Diese REALITÄT der Beziehung steuert UNBEWUSST das TYPISCHE Verhalten in einer Beziehung oder die WAHRSCHEINLICHEN Interaktionen, besonders deutlich sichtbar in Konfliktsituationen. 
Das ist die PRINZIPIELLE, gesetzmäßige (wahrscheinlichkeitstheoretisch), UNAUFHEBBARE soziologische Dimension JEDER Beziehung. 
INDIVIDUELL, PSYCHOLOGISCH kann diese SOZIOLOGISCHE Struktur durch UNWAHRSCHEINLICHES HANDELN (Therapie/30 Tage Rückzug in die Wüste/ intensive Arbeit an der Selbstwahrnehmung/ Unterbrechung der Beziehung/ Beenden der Beziehung usw.) KONKRET verändert werden (andere ontologische und logische Abstraktionsebene), um dann WIEDER als unbewusste Struktur das zukünftige TYPISCHE Verhalten zu steuern. 
Eine Beziehung als permanente therapeutische Selbstwahrnehmung und Reflexion ist, soziologisch betrachtet, die unwahrscheinlichste Ausnahme, die man sich vorstellen kann. 
Über diese, konkrete, soziologisch äußerst unwahrscheinliche intensive Selbstwahrnehmung ist es dann z.B. mit der Hilfe eines Therapeuten möglich, die REALITÄT der Beziehung und die eigene realistische Beziehung zur REALITÄT der Beziehung REALISTISCH wahrzunehmen. 
In der Therapie ist die BEZIEHUNG zum Therapeuten ( auch in der Ehe-Therapie) und der therapeutische Umgang mit ihr die URSACHE für diese Veränderung der Wahrnehmung und des Verhaltens.

Freitag, 1. August 2014

Das Argument aus der Faktizität



oder

Warum es ohne den gesunden Menschenverstand und Intuition nicht geht!

Der subjektivistische Konstruktivismus, der den Zeit-un-geist beherrscht, demonstriert, was passiert, wenn sich der Verstand verselbständigt.
Die Wirklichkeit wird zu einer relativistischen Einbildungsveranstaltung, ohne objektiven Hintergrund.
Solidarität wird zu einem VOLLSTÄNDIGEN Ersatz von Objektivität, STRUKTUREN in der Gesellschaft sind permanente Konstruktionen der beteiligten Individuen.

Die Differenz von Wahn und Wirklichkeit geht verloren, die Gesellschaft wird schizophren.

Erst die gewaltige Leistung von Ausnahme-Denkern, die Intuition und Denken wieder verbinden, Regel und Ausnahme unterscheiden und die subjektiven Interpretationen von objektiven Sachverhalten von den objektiven Sachverhalten an sich trennen, landen wieder im Reich der Vernunft.

Alle großen Denker haben seit jeher vor den einseitigen Verirrungen des Verstandes gewarnt und die Einheit von Erfahrung und Denken als Ziel formuliert.

Der folgende Gewalt-Akt ist aktuell philosophisch notwendig, um die Wissenschaft des Denkens und der Weisheit wieder mit der selbstverständlichen Evidenz, die der gesunde Menschenverstand liefert, zu verbinden.

Der gesunde Menschenverstand und die Intuition sind die NOTWENDIGEN, NICHT hinreichenden Bedingungen, um die Realität realistisch zu begreifen.

Innerhalb der Wissenschaft nennt man das die Einheit von Theorie und Empirie, außerhalb die Einheit von Theorie und Praxis als idealtypische Norm menschlich möglicher Erkenntnis von objektiver Realität.

Philosophisch nennt der „neue, ontologische Realismus“ diesen Einwand gegen den Konstruktivismus das „Argument aus der Faktizität“:

„Faktizität ist der Umstand, dass es überhaupt etwas gibt. Dieser Umstand ist ein Faktum, eine Tatsache. Das ARGUMENT AUS DER FAKTIZITÄT wendet gegen den Konstruktivismus ein, dass dieser übersieht, dass er Tatsachen in Anspruch nimmt, die nicht konstruiert sind. Diese Tatsachen betreffen den Konstruktivismus selbst. Denn damit es sich bei dem Konstruktivismus um den Konstruktivismus und nicht etwa um Bananen oder einen ICE handelt, muss einiges auf ihn zutreffen: Er will eine Theorie sein, die bestimmte Aussagen trifft, insbesondere die Aussage, dass alle Theorien konstruiert sind. In diesem Rahmen behauptet der Konstruktivismus üblicherweise, dass irgendeine Menge von Tatsachen nur relativ auf irgendein epistemisches System besteht, sei dies ein Überzeugungssystem, eine Registratur oder eine bestimmte formale Struktur. Er behauptet also im Allgemeinen:
Die Tatsachenmenge T ist relativ auf das epistemische System S.

Der Neurokonstruktivismus behauptet beispielsweise, dass die bunte Welt, die uns erscheint, relativ auf den menschlichen Organismus, besonders auf unser Gehirn ist. Gäbe es keine bestimmte Gehirne einer bestimmten Art, wäre es nicht wahr, dass ich gerade im Zug von Arhus nach Kopenhagen sitze, es draußen regnet und der Zug seit 20 Minuten an sehr vielen dunkelgrünen Wiesen und gelben Rapsfeldern vorbeifährt. Wenn während der Abfassung dieser Zeilen alle Gehirne im Universum verschwunden wären, wäre der Satz dem Neurokonstruktivismus nach falsch gewesen- es hätte keine fahrenden Züge und dunkelgrüne Wiesen gegeben.“

(Markus Gabriel 2012: S. 164/165)